Dienstag, 25. Juni 2013

otra vez: Medellin und "Arca Mundial"

Vor drei Wochen bin ich noch einmal nach Medellin gefahren. Dort war ich ja schon einmal zum Zwischenseminar. In dieser 3 Mio. Stadt sind weitere Freiwillige von meiner Organisation untergebracht. Fuenf davon arbeiten in der Einrichtung "Arca Mundial", die Kinder und Jugendliche mit Behinderungen betreut. Wir organisierten uns einen Austausch: nach und nach besuchten wir drei Freiwilligen aus Bogotá fuer eine Woche die anderen Freiwilligen in Medellin und lernten ihr Leben und die Arbeit kennen. Meine Woche wurde umrahmt von zwei wunderbaren Wochenenden auf Fincas mit den Maedels. Mitten im Nichts mit viel Ruhe und Entspannung, nichts tun, kochen, lachen, quatschen, planschen, wandern. Das wunderbare ist, dass man einen Spottpreis zahlt, fuer das, was man geboten bekommt. Seht selbst!




Finca in der Naehe von Medellin:








Finca in der Kaffeezone, Manizales:

nichts tun

spielen


kochen

planschen




wandern

In der Woche bin ich jeden Tag mit zur Arbeit gekommen. In diesem Jahr ist die Fundacion umgezogen in ein eigentlich viel zu kleines Haus fuer fast 70 Muchachos, weil das alte Haus gerade renoviert wird. Schwere Arbeitsbedingungen, aber irgendwie klappt ja immer alles. Fuer mich war es eine tolle Erfahrung und ich bin sehr dankbar, auch wenn es nur eine Woche war. Interessant war zu sehen, wie unterschiedlich die Arbeit der Freiwilligen dort in Gegensatz zu unserer war. Man wird immer gebraucht, braucht viel Energie, muss immer aufmerksam sein. Die Freiwilligen arbeiten aktiv in den Salones mit, leiten sie z.T sogar allein, muessen Unterricht vorbereiten und ihn durchfuehren. Sie haben viel Verantwortung, muessen auf jeden Muchacho individuell eingehen und manchmal denken sie wohl, dass es ein Stueck zu viel von allem ist, denn diese Arbeit beschaeftigt einen auch noch in der Freizeit. Es wird nie langweilig und Respekt an meine compañeros, die sich ein Jahr lang tapfer und mit viel Liebe dieser Arbeit gewidmet haben! Wer mehr ueber das Leben von den Medellinern und der Arbeit wissen will, der darf mal einen Blick auf den Blog von Theresia werfen "weltwunderlich" (er ist auch auf dieser Seite, in der linken Spalte verlinkt), es lohnt sich sehr, weil auch Theresia sehr schoen ueber alles schreibt.
Trotzdem habe ich es geschafft, am Freitagnachmittag mir einmal im Schnelldurchlauf, die Stadt ein bisschen anzuschauen. Wie sind mit der eindrucksvollen Metro-cable gefahren. Wie ich vielleicht schon mal erwaehnt habe, hat Medellin als einzige Stadt Kolumbiens eine Metro. Daran angeschlossen ist ein zusaetzliches Gondelsystem, das dazu dient, auch die hoeher gelegenen, meist sehr armen, Barrios zu erreichen, um somit eine totale "Abschottung" zu verhindern. Es gibt z.B. mitten in einem sehr armen Viertel eine supermoderne Bibliothek, die man mit der Gondel erreichen kann. Ich finde das genial, um ein Zeichen zu setzen und ein wenig Normalitaet, Alltag und Bildung in diese Barrios zu bringen.
Auch ist Medellin "Botero"-Stadt, weil er dort geboren ist. Es gibt viele Museen und ein Freilichtpark mit riesigen Statuen.



Metro-Cable

..leider kann ich nicht drehen..



Ein voellig anderes Stadtbild als Bogotà


Bibliothek

In der Gondel schwebend



Botero Park




Ansonsten geht es langsam dem Ende zu. Auf Arbeit gibt es gerade einen ziemlichen Umbruch. Alle Profes der PAES-Kurse hoeren auf bei uns zu arbeiten. -Eine Kurzschlussreaktion. Schon diese Woche ist die Verabschiedung und dann muss man sehen wie es weitergeht. Jetzt sind erst einmal Ferien fuer die Kinder und wir konnten auch noch ein paar Tage raushandeln. Das ist sehr schoen, weil wir so noch einmal Zeit haben, den Pazifik zu erkunden.
Wir hoeren uns bald,
bis dahin,
eure Janka

Mittwoch, 12. Juni 2013

RedensART

Spanisch wird derzeit von ca. 350 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Ein tolles Gefuehl nun endlich 350 Millionen Menschen mehr auf der Welt verstehen zu koennen und mit ihnen kommunizieren zu koennen, Gedanken auszutauschen, etwas von ihnen zu erfahren, ihnen etwas zu erzaehlen.
Ich kann zwar noch keine Buecher schreiben, auch lesen dauert sehr lang, ebenso grammatikalisch bin ich wohl immernoch eine Niete, aber ich glaube man kann mich trotzdem verstehen und ein Grundwortschatz ist verankert.
Es gibt immer einige Dinge, die in der Fremdsprache anders ausgedrueckt werden, bzw. anders gemeint sind. Hier ein paar Beispiele, die mir besonders hier in der RedensART Kolumbiens auffallen:


1.) Verniedlichungen
Alles ist chicitico (kleiner als klein) und wird verniedlicht bis ins geht nicht mehr. Und das nicht nur bei Kindern. Egal bei welcher Wortart. Dazu helfen die Endungen: -ito und -ita. Auch ich werde hier liebevoll "Jankita" genannt.

"¿Nececitas un poquitico jarboncito para los manitos?" (Brauchst du "weniger als ein bisschen" Seifchen fuer die Haendchen?)
"¡Para mi un cafecito, por favor!" "¿Oscurito?" ("Fuer mich ein Kaeffchen, bitte!" "Schwaerzchen?")
"¿Quieres un jugito? Entonces siéntate a la mesita y espere un momentico." (Moechtes du ein Saeftchen? Dann setz dich mal an das Tischchen und warte ein Momentchen.)
"¿Qual dia esta la rumba?¿ El Sabadito?" (An welchem Tag ist die Feier? Samstagchen?)


2.) Man bekommt alles geschenkt.
-Nein, Quatsch. Natuerlich nicht! Es ist nur eine Redensart.
Man geht also in ein Geschaeft und fragt:
"¿Me regala una manzanita de estos?" (Schenken Sie mir einen von diesen Aepfelchen dort?)
Naturlich kriegt man sie nicht geschenkt. Bezahlen muss man trotzdem. Man sagt es einfach nur so.


3.) Man bekommt die Welt zu Fuessen gelegt!
Es gibt so schoene nette Woerter, die einfach so in ganz viele Saetze gepackt werden, die einen schmeicheln sollen. Wie z.B.:
"mi cielo" (mein Himmel)
"mi vida" (mein Leben)
"muñequita" (Pueppchen)
"mi hermosa" (meine Schoene)
"tesoro" (Schatz)
"mi corazón" (mein Herz)
"mi amor" (meine Liebe)
"mi reina" (meine Koenigin)
"mi preciosa" (meine Wunderschoene)
"mi lindura" (meine Scheonheit)
"mi principe (mein Prinz)
....
Wenn man also folgendermassen morgens begruesst wird:
"Buenas días, mi corazón! ¿Como estàs hoy, preciosa? ¿Quieres un tinto, reina? Con mucho gusto!"
("Guten Morgen, mein Herz! Wie geht es dir heute meine Wunderschoene? Moechtest du einen Kaffee, meine Koenigin?")
Oder wenn der aeltere Herr am Parkplatz, nachdem wir ihn morgens fuenf Mal begruesst haben, ploetzlich am naechsten Tag sagt: Buenas dias, mi amor!, oder wenn der Kellner dich mit "reina" bedient, dann ist das stinknormal.


4.) Du musst es selbst machen!
Man wird ja oft um etwas gebeten oder man bekommt Aufgaben, die nicht immer so ganz angenehm sind. Das will man dem gegenueber aber nicht gleich immer sagen. Deswegen benutzt man hier oft die Redewendung "me ayudas?", was so viel heisst wie "Hilfst du mir?". Doch war ich anfangs immer ein bisschen verwirrt. Wenn man mich also auf Arbeit z.B. gefragt hat: "¿Me ayudas trapear el comedor?" "Hilfst du mir den Essensraum zu wischen?", dann dacht ich mir"ja klar, kein Problem, klar, kann ich dir helfen." Ich hole mir also den Wischer und fange brav an zu wischen, aber- alleine! Komisch, wo ist denn Person X, die mich so nett gefragt hatte, ob ich ihr helfe?! Spaeter hab ich dann begriffen, dass diese Redewendung einfach nur ein etwas netteres klingendes Synonym fuer "Machst du mal..?" ist.


5.)..ja, gleich!
"Ahorita" ist ein tolles Wort. Es kann bedeuten jetzt, gleich, spaeter, morgen, irgendwann mal...
Das kann manchmal aber auch ganz schoen verwirren. Als wir z.B. anfangs noch keine Ahnung von der Macht dieses Wortes hatten und wir fragten, wann denn unser Bus kommt und man uns mit "si, si ahorita" antwortete, dachten wir: "Na ja, ein Glueck, dann muessen wir ja nicht mehr lange warten". Als der Bus eine halbe Stunde spaeter immer noch nicht da war, fragten wir noch einmal nach und man sagte uns "Ich habe doch gesagt ahorita". Mit also dann einer Stunde Verspaetung haben wir dann auch gelernt, was dieses Wort so alles bedeuten kann.


6.) Andere Zeitangaben
Bei meinen woechentlichen Kursen habe ich nie verstanden, warum die Profes immer von "in acht Tagen" reden. Ich habe mir gedacht, eigentlich haben wir doch immer Mittwochs Kurs, warum redet er denn jetzt auf einmal von Donnerstag? Hab ich da vielleicht was verpasst? Nee...hier hat nur eine Woche acht Tage, man zaehlt den heutigen naemlich mit!! Aaah, muss mir doch einer sagen! Also dann bis in 15 Tagen (also zwei Wochen)!








Freitag, 7. Juni 2013

Lesenswertes

Dieser Eintrag ist Resultat monatelanger Beobachtungen und beschreibt grosse und kleine Besonderheiten oder Alltaegliches, Wissenswertes und Aussergewoehnliches in und ueber Kolumbien.


  •  Es gibt keinen groesseren Geldschein als 50.000 Pesos (ca. 23 Euro). Die kleinste Muenze hat einen Wert von 50 Pesos. 
  • Man trinkt hier leckere, heisse Schokolade mit einem Stueck Kaese, was man oft darin eintunkt. Dabei handelt es sich aber um einen sehr geschmacksneutralen Kaese, vielleicht ein bisschen wie Mozzarella.
  • Kolumbien ist dreimal so gross wie Deutschland, hat aber nur halb so viel Einwohner.
  • Eine Schachtel Zigaretten kostet 3.000 Pesos (ca. 1,30 Euro)
  • Als Frau traegt man oft Jeans ohne Hosentaschen.
  • Es gibt eine Brotmarke mit dem Namen "Bimbo".
  • Auf der Strasse wird links und rechts ueberholt. Eigentlich so, wie gerade Platz ist.
  • Hupen geht immer. Z.B. "Hallo, dich kenne ich!" oder "Hallo, dich kenne ich nicht" oder "Hey, coole Karre!" oder "Kurve: Achtung hier komme ich!" oder " Achtung, Huhn! Jetzt komme ich!" oder "Achtung, Kuh! Aus dem Weg!!" oder "Bitte jetzt nicht Spur wechseln, ich komme von hinten!"
  • Alle Wassermarken ausser "cielo" (Himmel) stehen unter CocaCola.
  • Man sollte sich keine Cola im Restaurant bestellen, denn dann bestellt man sich naemlichen einen Po. Deswegen lieber immer ganz aussprechen.
  • Man begruesst sich immer und ziemlich schnell auch bei unbekannten Personen mit Kuesschen auf der rechten Wange.
  • Die drei meist getrunkenen Biersorten sind: Aguila, Poker und Club Colombia
  • Aguardiente (Anisschnaps) ist der Nationallikoer und findet man in jedem kleinen Dorf und in jedem noch so kleinen Laden.

  • Es werden noch 65 indigene Sprachen in Kolumbien gesprochen.
  • Die wichtigsten Produkte sind Erdoel, Kohle, Smaragde, Kaffee, Schnittblumen (der 2. groesste Exporteur nach den Niederlanden), Bananen, Zucker, Tropenholz und Leder.
  • In allen Clubs und Bars geht um 2.30 Uhr das Licht an.
  • Es wird unter fliessendem, kaltem  Wasser abgewaschen. Auch die Waschmaschine waescht nur kalt.
  • Bei Geldangelegenheiten in Gruppen kann die ´´vaca´´ zum Einsatz kommen.Will sich eine Gruppe z.B. zusammen einen Wein kaufen, geht einkaufen, weil man zusammen kochen will oder will Taxifahrten bezahlen, so gibt jeder einfach das in die Gemeinschaftskasse, was er gerade so hat und davon wird dann alles bezahlt. Das klappt immer und ich bin mir sicher, dass egal wie viel man gibt, immer alles irgendwie irgendwo ausgeglichen wird. Ich liebe diese simple, unkomplizierte Methode. Viel besser als dieses ausrechnen, wechseln, schulden und zurueckgeben...Wenn alle mitmachen, geht das wunderbar und 100-mal einfacher.
  • Die Flagge Kolumbiens hat keine genaue offizielle Bedeutung, es gibt mehrere Varianten. Ich finde diese am besten: Gelb für große Bodenschätze, Blau für das Wasser der beiden Ozeane, und Rot für das vergossene Blut im Kampf um die Unabhängigkeit.




  • Taxi fahren geht immer, ist unkompliziert und bequem. 30 minuten kosten ca. 6 Euro.
  • In umfunktionierten Kinderwaegen werden an jeder Strassenecke etliche Sorten an Keksen und Suessigkeiten, Kaugummis oder einzelne Zigaretten verkauft. Auch gibt es den Service sich "minutos" zu kaufen. Da kriegt man dann ein Handy in die Hand gedrueckt und bezahlt dann ein paar Pesos nach seinem Anruf. Ich verstehe nicht genau, warum sich dieses Geschaeft so lohnt, weil man auch einfach, wahrscheinlich sogar noch ein paar Meter weiter von diesem Kinderwagen, in einem der vielen Laeden, sein Handy aufladen kann und dann einfach mit seinem telefonieren koennte....aber na gut.
  • Auf dem Hauptplatz der Plaza Bolivar streunern hunderte von Tauben herum, die von fotoverrueckten Touristen mit Mais gefuettert werden und sich dann in einem Meer aus grauen Tauben wiederfinden. Wie roooomantisch!
  • Wenn die Kolumbianer mit den Fingern zaehlen oder eine Zahl zeigen, fangen sie bei dem kleinen Finger an. Will man also eine drei zeigen, hebt man den kleinen, den Ring- und den Mittelfinger.