Mittwoch, 5. Dezember 2012

Zwischenbericht -número uno-

Die monatliche Rotation in verschiedenen Arbeitsbereichen, die letzten drei Monate, war z.T. hilfreich, bietete z.T. aber auch wenig Spiel-und Handlungsfreiraum fuer mich.  Im ersten Monat war ich in den PAES Kursen. Dort habe ich mir zwei Kurse von fuenf ausgesucht, die ich je nachmittags und vormittags besuchte. Das waren Theater und die Kunstwerkstatt. Mir hat das grossen Spass gemacht, doch fuehlte ich mich eher als Teilnehmer, so, wie die anderen Kinder es waren. Nuetzlich habe ich mich bei der Hausaufgabenbetreuung gefuehlt. Dort hatte ich direkten Kontakt zu den Kindern und konnte mit ihnen lesen, schreiben, basteln, etc. Das war auch gut fuer mein Spanisch, das ich dadurch anwenden und schneller lernen konnte. Den zweiten Monat verbrachte ich im Kindergarten. Morgens half ich mit beim Fruehstueck, danach mischte ich mich unter die Kinder zum freien Spiel, indem sie mich oft einbezogen. Danach gingen wir noch manchmal raus an die Luft, bevor es Mittagessen gab. Ich hielt danach die Schlafwache und half mit, sie danach fertig anzuziehen, Haende zu waschen und bei den Maedchen Haare zu flechten. So ging der Nachmittag schnell vorbei und sie bekamen noch einmal einen kleinen Imbiss, bevor sie von den Eltern abgeholt wurden. Auch nahm ich regelmaessig an den Vorbereitungen fuer die Halloweenfeier teil, die in diesem Jahr das Thema „Regionen Kolumbiens“ hatte. Viele Familien aus dem Barrio sind ja Fluechtlinge von Gewalt und Vertreibung ihrer Heimat und so fuehrten Familien der Kinder verschiedene Taenze, Lieder oder Anspiele vor, die typisch fuer ihre Region waren. Auch wir Freiwilligen stellten Deutschlands Herbst vor und ich tanze noch mit bei einem Tanz von der Pazifikkueste. Jetzt zurzeit bin ich in der Kueche, der haerteste Monat von allen. Die Kuechenfrauen sind alle sehr nett und lustig, trotzdem ist es doch eine anstrengende Arbeit, denn ich muss u.a. allein den Essensraum nach den Mahlzeiten der Kinder saeubern.  Nach den Weihnachtsferien bin ich gespannt, wie es weitergeht nach dieser Rotation und wie sich damit unsere Aufgaben- und Arbeitsbereiche aendern werden. Ich kann sagen, dass es mir zur Orientierung half und ich nun in alle Bereiche einmal reinschnuppern konnte, doch hatte ich noch nicht das Gefuehl eine wirkliche Hilfe im sozialen Bereich zu sein.

Wie gesagt, fuehle ich mich zurzeit eher Passiv als Aktiv. Mir kribbelt es schon in den Fingern, ich habe so viele Ideen, die ich gerne umsaetzen wuerde, aber in den letzten drei Monaten gab es da keinen Spielraum fuer uns. Ich hatte auch irgendwie das Gefuehl, dass das auch noch nicht gewollt ist. Sie haben gesagt, dass sie uns im Moment nicht mehr Verantwortung uebertragen koennen, weil wir erst ein bestimmtes Gespuehr fuer die Einrichtung und fuer die Kinder bekommen muessen und wir auch erst besser Spanisch sprechen muessen.  Ich waere enttaeuscht, wenn ich auch in naechster Zeit noch das Gefuehl habe, eher als Putzhilfe, Aufpasserin oder Zuschauerin  aktiv zu sein.  Klar machen Freiwillige auch immer viel Arbeit, aber man kann doch auch grossen Nutzen aus ihnen ziehen, wenn man es zulaesst. Ich werde mich vor unserem Urlaub ueber Weihnachten mit den Koordinatoren zusammensetzen um alles Weitere zu besprechen und um herauszufinden, was sie von uns Freiwilligen erwarten- und was nicht. Was moeglich ist und worin wir wirklich eine Hilfe sein sollen. Das ist fuer mich dann leichter, denn so weiss ich, worauf ich mich einstellen muss. Das schoene ist aber immer wieder zu spueren, wie ich mich aufgenommen und umsorgt fuehle. Alle sind sehr interessiert. Es ist ein gutes Klima. Auch in der Freizeit konnte ich mich in der mir anfangs unuebersichtlichen, chaotischen Grossstadt doch einen Ueberblick verschaffen, Orte erkunden, Freunde finden. Was mir noch schwer faellt, ist Aufwand und Nutzen abzuschaetzen, denn Fahrtwege sind oft sehr lang und muehsam. Man muss alles vorher genau planen, wohin, mit wem, wie kommt man zurueck. Das ist schon umstaendlich und laesst wenig Freiraum fuer Spontanitaet. Aber ich denke mit unserem Wohnungswechsel in das Zentrum der Stadt, wird sich vieles legen und mehr zum kulturellen Austausch beitragen.

Advent, Advent, die Zeit, die rennt!

Schon ist Advent, doch die Weihnachtsbaeume stehen z.T. schon seit einem Monat in den Wohnungen. Verrueckt was? Wirklich weihnachtlich ist mir aber nicht zumute. Bei fruehlingshaften Temperaturen, umso schwerer. Ich habe mir das erste Mal seitdem ich hier bin wieder eine To-Do Liste geschrieben, weil ich sonst wohl doch irgendwas vergessen wuerde. Aber eins nach dem anderen.

In der Kueche sind nun nicht nur Wischmopp und Besen zu meinen besten Freunden geworden, sondern auch die lieben Kuechenfrauen. Seit nun schon mehr als einem Monat arbeite ich dort und eigentlich mag ich es, solange ich in der Kueche direkt helfen kann. Tabletts vorbereiten, servieren, Obst schnippeln, Salsa Charts rauf und runter hoeren, lachen, schreien, singen, kreischen mit den verrueckten Frauen, laestern, scherzen, essen, neuste Modetrends austauschen. Es ist immer laut, was los, was zu tun. Das ist der schoene Teil der Arbeit. Der nicht so schoene ist, wenn ich allein den Commedor, den Essensraum der 60 Kindergartenkinder sauber machen muss. Geschirr raustragen, Tische und Baenke abwischen, alles hochstellen, fegen, wischen. Puh, ihr wisst garnicht wie viel Dreck diese kleinen Scheisser machen koennen. Ich habe die unmoeglichsten Sachen gesehen.
Ich denke ich habe schnell gelernt, wo meine Hilfe gebraucht wird, denn man muss schon sehr selbststaendig sein und sich seine Aufgaben auch selbst suchen. Und dann muss man eben sehr "umsichtig" sein (danke Papa, dass du mir dieses Wort so nahe gebracht hast :)) und selbst gucken, was als naechstes notwendig ist. Auch musste ich ersteinmal lernen, Dreck zu sehen. Ja richtig. Was fuer mich schon laengst sauber oder ordentlich war, war fuer die geuebten, erfahrenen Arbeiterinnen noch nicht einmal zufriedenstellend :) Also nochmal wischen, alles beseitigen, wirklich sauber machen!
Letztendlich ist es aber doch eine harte Arbeit und ich bin doch auch irgendwie froh, wenn es vorbei ist.
Meiner Sprache hat das staendige alleine sauber machen auch nicht besonders gut getan. Ich haette mich ja mit Lappen und Geschirr unterhalten koennen, aber selbst die haetten mich wohl noch weniger verstanden.
Die Zeit zusammen mit allen in der Kueche ist die schoenste, denn dort laufen nunmal alle Faeden zusammen. Doch irgendwo musste ich ja auch mit meiner wirklichen Produktivitaet hin und habe somit den Frauen in der Kueche einen Adventskalender gebastelt, was sie hier zu meiner Ueberraschung garnicht so kennen. Umso besser! Meine Guete haben die sich gefreut, und das auch noch jeden Tag, wenn sie die Tueten oeffnen :)

Was ist diesmal drin?

Alle zusammen, die verrueckten Huehner und im Hintergrund der Kalender

 Am Samstag und auch schon Tage davor war die grosse Clausura in der Cooperacion. D.h., das grosse Abschiedsfest des Jahres, wo vieles gezeigt und praesentiert wurde, was in dem Jahr so erarbeitet wurde. So fuehrten die Kinder, die im naechsten Jahr eingeschult werden (das neue Schuljahr beginnt hier im Januar) ein Anspiel vor, was so herzzerreissend suess war, dass man es sich kaum vorstellen kann. Dann haben noch die PAES Kurse etwas vorgefuehrt, also Theatergruppen, Musikgruppen, auch die Profs haben etwas eingeuebt, was qualitativ wirklich sehr gut war. Ach eigentlich alles. Alles war wirklich gut durchdacht und so zog es auch dieses Jahr wieder Hunderte Besucher  in diesen Tagen zu uns.


Die Kindergartenauffuehrung, Joana strahlt als Sonne, hehe
Ausstellung des Handarbeitskurses


"De donde vengo yo"- Schauspieler des Theaterstuecks

Die Profs

Ja ansonsten gehts rund und raus und weg. Genau, erstens ziehe ich mit Joana am Samstag um. Nach langem hin und her und grosser Rechtfertigung und einer guten Argumentation haben wir es doch geschafft, das "Ja" zu bekommen. Es ist nicht so, dass ich mich unwohl fuehle hier. Ganz im Gegenteil, die Familie ist wirklich nett, wir haben nicht wirklich viel miteinander zutun, was ich aber ganz angenehm finde, denn ich wollte nicht dieses Familienleben mit gemeinsamen Ausfluegen oder aehnliches. Deswegen war es wirklich perfekt. Wir leben sehr eigenstaendig. Aber wir ziehen um, weil es eine bessere Lage ist. Und zwar in die Candelaria, also der Altstadtteil, in dem alles noch im Kolonialstil erhalten ist, wo es einfach mal keine Strasse mit 16 Spuren vor der Tuer gibt, wo man eher das Gefuehl hat, in einer kleiner Stadt zu wohnen, wo wir Leute schon kennen, die man auf der Strasse trifft, wo alles irgendwie in der Naehe ist: Theater, Kino, Konzerte, Ausstellungen, Workshops.....Alles, ausser unsere Arbeit. Tja das ist der einzige Nachteil, denn der Fahrtweg zur Arbeit wird sich maechtig verlaengern. Dafuer andere Wege verkuerzen. Ich hoffe, das gleicht sich aus. Wir verbringen den meisten Teil unserer Freizeit sowieso da. Wir werden in so eine Art WG ziehen, wo Leute staendig ein- und ausziehen. Man hat sein eigenes Zimmer, teilt sich aber Kueche und Bad. Komisch was, dass wir nicht viel mehr bezahlen als jetzt, obwohl wir in der Gegend wohnen, die am schoensten ist und wo es alle Backpackerhostels gibt. Noch ein weiterer Grund, warum wir ausziehen. Mehr Qualitaet und bessere Lage fuers gleiche Geld.
Naja deswegen muss jetzt alles organisiert werden mit den Moebeln und den Sachen packen und alles. Dann sind wir erst einmal nur eine Woche da, denn dann fliege ich schon an die Karibikkueste fuer 3 Wochen. Fragt mich nicht, was unser Plan ist, das koennen wir ja dann immernoch entscheiden, wenn wir da sind oder? :) Es wird auf jeden Fall viel Strand, Palmen, Fisch, Rum, Haengematten und jede Menge zu erkunden geben. Plan ist, uns dort mit andern Freiwilligen aus Kolumbien zu treffen, wer weiss ob das aber was wird und Freunde von hier aus Bogotá, die von der Kueste kommen, wollten wir auch besuchen. Sonst schlagen wir uns mit Couchsurfing, Haengematten und Strandnaechtigungen unterm Sternenhimmel durch. Um Weihnachten rum, wird es naemlich ne Menge Touristen dort geben und die Preise werden in unendliche Hoehen geben. So jedenfalls ist der bisherige Plan.

Ich werde ausserdem hier auch meinen Zwischenbericht veroeffentlichen, den wir alle 3 Monate fuer unsere Organisation schreiben muessen. Eigentlich gibt es darin nicht viel Neues zu lesen, weil ich in den bisherigen Blogeintraegen schon alles sehr viel genauer berichtet habe..ist aber vielleicht nochmal ne schoene Zusammenfassung.

Also euch eine schoene Weihnacht mit Schnee und Tannenbaum und ne knallige Silvesterfete,
bis Januar mit Urlaubsimpressionen,
eure Janka






Donnerstag, 22. November 2012

"¡Que viva Latinoamérica!"

Das ist ein Lied von "Calle 13", eiin Duo aus Puerto Rico, aber beruehmt und gern gehoert ueberall in Lateinamerika, auch hier in Kolumbien. Das Video zeigt wunderbare Landschaften und Gegensaetze, der heutigen Problematik. Der Text beschreibt die Probleme gut, er ist in Ich-Form aus der Sicht Lateinamerikas geschrieben worden.






Lyrics Spanisch:

Soy, 
Soy lo que dejaron, 
soy toda la sobra de lo que se robaron. 
Un pueblo escondido en la cima, 
mi piel es de cuero por eso aguanta cualquier clima. 
Soy una fábrica de humo, 
mano de obra campesina para tu consumo 
Frente de frio en el medio del verano, 
el amor en los tiempos del cólera, mi hermano. 
El sol que nace y el día que muere, 
con los mejores atardeceres. 
Soy el desarrollo en carne viva, 
un discurso político sin saliva. 
Las caras más bonitas que he conocido, 
soy la fotografía de un desaparecido. 
Soy la sangre dentro de tus venas, 
soy un pedazo de tierra que vale la pena. 
soy una canasta con frijoles , 
soy Maradona contra Inglaterra anotándote dos goles. 
Soy lo que sostiene mi bandera, 
la espina dorsal del planeta es mi cordillera. 
Soy lo que me enseño mi padre, 
el que no quiere a su patria no quiere a su madre. 
Soy América latina, 
un pueblo sin piernas pero que camina. 

Tú no puedes comprar al viento. 
Tú no puedes comprar al sol. 
Tú no puedes comprar la lluvia. 
Tú no puedes comprar el calor. 
Tú no puedes comprar las nubes. 
Tú no puedes comprar los colores. 
Tú no puedes comprar mi alegría. 
Tú no puedes comprar mis dolores. 

Tengo los lagos, tengo los ríos. 
Tengo mis dientes pa` cuando me sonrío. 
La nieve que maquilla mis montañas. 
Tengo el sol que me seca y la lluvia que me baña. 
Un desierto embriagado con bellos de un trago de pulque. 
Para cantar con los coyotes, todo lo que necesito. 
Tengo mis pulmones respirando azul clarito. 
La altura que sofoca. 
Soy las muelas de mi boca mascando coca. 
El otoño con sus hojas desmalladas. 
Los versos escritos bajo la noche estrellada. 
Una viña repleta de uvas. 
Un cañaveral bajo el sol en cuba. 
Soy el mar Caribe que vigila las casitas, 
Haciendo rituales de agua bendita. 
El viento que peina mi cabello. 
Soy todos los santos que cuelgan de mi cuello. 
El jugo de mi lucha no es artificial, 
Porque el abono de mi tierra es natural. 

Tú no puedes comprar al viento. 
Tú no puedes comprar al sol. 
Tú no puedes comprar la lluvia. 
Tú no puedes comprar el calor. 
Tú no puedes comprar las nubes. 
Tú no puedes comprar los colores. 
Tú no puedes comprar mi alegría. 
Tú no puedes comprar mis dolores. 

Você não pode comprar o vento 
Você não pode comprar o sol 
Você não pode comprar chuva 
Você não pode comprar o calor 
Você não pode comprar as nuvens 
Você não pode comprar as cores 
Você não pode comprar minha felicidade 
Você não pode comprar minha tristeza 

Tú no puedes comprar al sol. 
Tú no puedes comprar la lluvia. 
(Vamos dibujando el camino, 
vamos caminando) 
No puedes comprar mi vida. 
MI TIERRA NO SE VENDE. 

Trabajo en bruto pero con orgullo, 
Aquí se comparte, lo mío es tuyo. 
Este pueblo no se ahoga con marullos, 
Y si se derrumba yo lo reconstruyo. 
Tampoco pestañeo cuando te miro, 
Para q te acuerdes de mi apellido. 
La operación cóndor invadiendo mi nido, 
¡Perdono pero nunca olvido! 

(Vamos caminando) 
Aquí se respira lucha. 
(Vamos caminando) 
Yo canto porque se escucha. 

Aquí estamos de pie 
¡Que viva Latinoamérica! 

No puedes comprar mi vida.



Und einige Ausschnitte auf Deutsch:


Ich bin, bin was sie zurückließen.
Ich bin alles, was nach dem Raubzug übrig blieb.
Ein Volk, in den Gipfeln versteckt.
Meine Haut ist aus Leder, deshalb halte ich jedes Wetter aus.

Ich erzeuge so viel Rauch wie eine Fabrik,
ich bin der schuftende Bauer, für deinen Konsum,
in der Kälte mitten im Sommer.
Ich bin die Liebe in Zeiten der Cholera,
mein Bruder.

Die Sonne, die aufgeht, der Tag, der stirbt,
während der schönsten Dämmerungen.
Ich bin die wunde Entwicklung,
ein politischer Diskurs, dem die Spucke wegbleibt. 

Die schönsten Gesichter, die ich je gesehen habe.
Ich bin das Bild eines Verschwundenen,
das Blut in deinen Venen.
Ich bin ein Stück Land, für das es sich lohnt

Ein Korb voller Bohnen,
Maradona gegen England, und schieße zwei Tore.
Ich bin der, der seine Fahne hochhält,
meine Kordillere ist das Rückrat des Planeten.

Ich bin, was mein Vater mich lehrte:
Wer sein Land nicht liebt, liebt nicht seine Mutter.
Ich bin Lateinamerika,
ein Volk, das ohne Beine geht.

Refrain:

Der Wind ist nicht käuflich.
Die Sonne ist nicht käuflich.
Der Regen ist nicht käuflich.
Die Wärme ist nicht käuflich.
Die Wolken sind nicht käuflich.
Die Farben sind nicht käuflich.
Meine Freude kann man nicht kaufen.
Meine Schmerzen kann man nicht kaufen.

Ich habe die Seen, ich habe die Flüsse.
Ich habe die Zähne,um zu lächeln,
den Schnee der meine Berge schmückt.
Ich habe die Sonne die mich trocknet
und den Regen der mich wäscht.


Eine Wüste, berauscht von Kakteen.
Ein Schluck Agavensaft ist alles was ich brauche,
um mit den Koyoten zu singen.
Ich habe meine Lungen, um klares Blau zu atmen.

Die Höhe die erstickt.
Ich bin die Backenzähne in meinem Mund der Koka kaut.
Der Herbst mit seinen fallenden Blättern.
Die Verse, unter sternenklarer Nacht geschrieben.

Ein Weingarten voller Trauben,
ein Zuckerrohrfeld unter der cubanischen Sonne.
Ich bin das karibische Meer, das die Häuschen bewacht,
mit Ritualen und gesegnetem Wasser.

Der Wind der durch mein Haar fährt.
Ich bin alle Heiligen die an meinen Hals hängen.
Der Saft meines Kampfes ist nicht künstlich,
weil der Dünger meiner Erde Natur ist.

Meine Arbeit ist roh, doch ich widme mich mit Stolz,
Hier teilt man, das Meine ist das Deine.
Dieses Volk erstickt nicht am Durcheinander,
Und wenn es zusammenbricht,
richte ich es wieder auf.

Ich betrachte dich ohne mit der Wimper zu zucken,
Für was erinnerst du dich an meinen Nachnamen.
Die Operation Condor überfiel mein Nest.
Ich verzeihe, aber vergessen werde ich niemals, hörst du! 

Die Sonne ist nicht käuflich.
Der Regen ist nicht käuflich.
Wir gehen weiter, wir gehen weiter
und zeichnen so unseren Weg.
Du kannst mein Leben nicht kaufen.
Wir gehen weiter.
DIE ERDE IST NICHT KÄUFLICH!.

Wir zeichnen weiter unseren Weg.
Hier stehen wir.
Es lebe Lateinamerika!



Sonntag, 18. November 2012

"Halloween" oder "Vergiss niemals, woher du kommst!"

Wenn kleine Engel, Prinzessinnen, Spiderman, Super Mario oder Dracula auf der Strasse deinen Weg kreuzen, dann hast du entweder Halluzinationen ODER: Es ist Halloween! Und das war es in diesem Fall. Zwei Wochen ging das ganze Spektakel. Am den Wochenenden stieg eine Kostuemparty nach der naechsten, die Strassen waren ueberfuellt mit eigenartigen Gestalten, alles war geschmueckt. Ein wirklicher Hype, dem sich auch unsere Cooperacion nicht entziehen wollte oder konnte. Allerdings nicht einfach so. Jedes Jahr wird neu ein Thema ueberlegt und dementsprechend dekoriert und sich verkleidet. Die Feierlichkeiten gingen zwei Tage. Der erste Tag war den Kindern in den PAES Kursen gewidmet. Alle Profs und auch wir verkleideten uns, als kommen wir von einem anderen Planeten. Die Geschichte war dann, dass die Kinder in Stationsbetrieben jeweils ein Gegenstand sammeln mussten und nur wenn alles vollstaendig war, konnten wir wieder auf die Erde zurueck. Es gab natuerlich auch die Boesewichte, die wir besiegen mussten, weil sie unseren Baum des Lebens geklaut hatten. Die Kinder versammelten sich im Theatersaal und es wurde ein kleines Anspiel gemacht, um ihnen die Situation und ihre Aufgaben zu erklaeren. Dann wurden sie in Gruppen aufgeteilt und zu den Stationen geschickt. Dort mussten sie dann verschiedene wissenschaftlich-physikalisch oder chemiekalische Raetsel oder Fragen loesen und wurden so spielerisch an die Phaenomene herangefuehrt. Weil es vormittags und nachmittags PAES Kurse gibt, wurde das Ganze zweimal aufgefuehrt.

Der Saal war voll. Einige Kinder hatten sich auch verkleidet.

Beim Anspiel
Der Baum des Lebens-wir sind gerettet!



 Die Stationen

Warum platzt ein Luftballon, wenn man ihn ans Feuer haelt? Und warum nicht, wenn er mit Wasser gefuellt ist? Wie macht man die Geheimschrift aus Zitronensaft sichtbar?

Welche Form muss man aus Knete formen, sodass diese Form auf dem Wasser schwimmt? Und wie bleibt das Taschentuch im Glas vollkommen trocken, obwohl das Glas komplett unter Wasser ist?


Wie muss man die Nadel in den Luftballon stechen, ohne das der Luftballon platzt?-Sie hat es raus!

Wie bleibt das Ei auf dem Boden stehen?
Ping Pong-In welches Glas huepft der Ball?
Murmelbahn- Wie muss man die Holzstaebe festnageln, damit moeglichst viele Murmeln den Weg nach unten in die Box finden?




Und das sind wir:



Julieth (Sozialarbeit)
Super Tarnung, Kevin!


Joana und ich in kompletter Montur.

Die beiden Lieben: Monika (Aerztin) und Claudia (Logopaedin)
Die Boesewichte, aber alle ganz lieb!! :)

v.L.n.R.: Maria (Verwaltung), Andrea (Handarbeiten, Sticken, Haekeln), Giovanni (Numeros y Letras und mein Tandem-Projektpartner), Claudia (Sozialarbeit) und Juan (Theaterpaedagoge)

Gruppenfoto

Im Kindergarten fanden indes die letzten Proben fuer die Auffuehrungen am naechsten Tag statt. Alle Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, ect. wurden eingeladen, die diesjaehrige Halloweenfeier mitzugestalten und sich die Auffuehrung am Nachmittag mit den Kindern zusammen anzuschauen. Dass das diesjaehrige Thema nicht nur zur reinen Unterhaltung diente, sondern auch eine tiefere, politische und therapeutische Bedeutung hatte, wurde mir schnell klar. 
Woher komme ich? Was sind meine Wurzeln? Was vermisse ich an meiner Heimat? Was hat mich gepraegt? Diese Fragen beschaeftigten nicht nur mich in dieser Vorbereitungszeit, sondern auch viele Familienangehoerige der Kindergartenkinder.

Jahr fuer Jahr muessen Menschen zwangsweise ihre Heimat verlassen. Kolumbien ist nach dem Sudan das Land mit den meisten Binnenflüchtlingen. 
In den Ballungsgebieten Medellin, Cali und Bogota siedeln sich die Flüchtlinge in Elendsvierteln an, die immer weiter wachsen. Die Zahl der Vertriebenen wird auf anderthalb bis zwei Millionen geschätzt. 
Warum? 
Entweder sie fliehen vor dem Terror verschiedener bewaffneter Gruppen und sie werden, aufgrund wirtschaftlicher Interessen und Korruption durch Grossgrundbesitzer oder Global Player vertrieben. 
Eine Rueckkehr der Fluechtlinge ist kaum moeglich, da in vielen der Gebieten immer noch Buergerkrieg wuetet.
Wer gegen wen?
Die marxistisch inspirierte FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia-Revolutionaere Streitkraefte Kolumbiens) kaempfen seit fast 50 Jahren im Guerillakrieg gegen die kolumbianische Regierung und ist die aelteste noch heute aktive Guerillabewegung der Welt. Hervorgegangen aus dem Buergerkrieg "La Violencia" (1946-1958), setzte sich der aus urspruenglich 48 campesinos bestehende Trupp fuer die Rechte der laendlichen Bevoelkerung ein und entwickelte sich schnell zu einer Linksguerilla, die sich durch ihre Aktivitaeten einen totalen Umsturz des Systems erhoffte und soziale Gerechtigkeit wieder herstellen wollte. Die Zahl der Kaempfer wuchs stetig bis auf  20.000 an. Darunter ein Drittel Frauen und Kinder. In den eroberten Gebieten ist ihr Wort Gesetz. Sie treiben "Revolutionssteuern" ein, fordern Schutzzoll, gerade fuer die, die im Kokageschaeft involviert sind, und beanspruchen zudem beim Drogengeschaeft einen prozentualen Anteil fuer sich. Ausserdem finanzieren sie sich durch Loesegelderpressungen aus Entfuehrungen, Waffengeschaefte, Gewinne an Smaragd- und Goldabbau und anderen Wirtschaftsaktivitaeten.
Ihr groesster Gegner: Paramilitaerische Gruppen, in den 80ern entstanden und von der oekonomischen Elite finanziert, kaempfen sie gegen jegliche Form der Opposition, die ihren Herrschaftsanspruechen und oekonomischen Interessen gefaehrlich werden koennte (Gewerkschaften, Bauernverbaende, linksgerichtete Parteien, Konkurrenten im Drogengeschaeft...), vor allem aber auch gegen die Zivilbevoelkerung, der fuer sie der "Naehrboden der kommunistischen Guerilla" ist. Durch brutale Folter und Hinrichtungen verbreiten sie Angst und Schrecken. Sie sind verantwortlich fuer die Vertreibung Zehntausender Familien aus vermeintlich von der Guerilla beeinflussten Gebieten. Sie finanzieren sich durch Zahlungen ihrer Auftraggeber, zu denen Grossgrundbesitzer, Drogenbarone, Smaragdbosse oder aber auch grosse Wirtschaftsunternehmen zaehlen und nicht zuletzt kooperieren sie auch mit Regierung und Militaer. Von ihnen werden die "Paras" angeheuert, dass zu erledigen, was der Staat selbst, aufgrund der existierenden Gesetze, nicht unmittelbar erledigen kann, ohne internationales Aufsehen zu erregen. Die "Paras" erledigen also die "Drecksarbeit" und "saeubern" ganze Landstriche nach ihren Vorstellungen oder deren ihrer Auftragsgeber. Das laeuft so ab: Sie erobern ein Gebiet, ueber das der Staat unzureichende Kontrolle ausuebt, indem sie die Bevoelkerung durch grausame und willkuerliche Machtdemonstrationen zur Flucht oder Unterwerfung zwingen. Sie besetzen sofort alle frei werdenen Grundstuecke und errichten ein eigenes strenges Regime, dem sich niemand zu entziehen mag. Sie zwingen die Bevoelkerung zur Mitarbeit und kontrollieren am Ende das komplette oeffentliche Leben.

Die stetigen Auseinandersetzungen zwischen den Lagern "Rechts" und "Links" in Kolumbien haben lange Tradition und forderten seitdem Tausende Opfer. 

In den 80ern und 90ern folgte die heisse Phase der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen staatlichem Herr, Guerillatruppen und Paramilitaers, die alle im Drogenhandel verwickelt sind. Nach Menschenrechtsorganisationen gehen 50% der gegenwaertigen Vertreibungen in Kolumbien auf die Paramilitaers  und ca. 35% auf die Guerilla zurueck. So geschah es, dass das Agrarland Kolumbien sich immer mehr zu einem Land mit staedtischer Bevoelkerung entwickelt hat und sich Grossgrundbesitzer, grosse Wirtschaftsunternehmen oder Drogenbarone sich die Laendereinen unter den Nagel gerissen haben.

Was fuehrte noch zur Vertreibung?
Der Plan Colombia, ein Hilfsprogramm, finanziert von den USA, dass die Staerkung der Wirtschaft, des Bildungs- und Gesundheitssystems und der Sicherheitssituation vorsah, entpuppte sich mehr und mehr allein fuer die Bekaempfung des Drogenkrieges. Dreiviertel, der mehr als 6 Milliarden Dollar flossen in Militaer, Polizei und deren Aus- und Aufruestung. Ausserdem wurden Kokafelder aus der Luft mit Gift besprueht, was zu erheblichen oekologischen Schaeden fuehrte und zudem wertvolles Kulturland mit zerstoerte. Den Bauern wurde ihre Arbeits- und Lebensgrundlage genommen und es drohte eine Hungerkatastrophe. Das erhoehte die Fluechtlingsstroeme und fegte ganze Landstriche leer.
Doch auch hier in den Staedten sind sie nicht unbedingt sicher. Guerilla und Paramiltaers treiben in den Slums  weiterhin ihr Wesen, nur eben im urbanen Stil. Bewaffnete Jugendbanden teilen die Barrios mit unsichtbaren Grenzen in ihre Gebiete auf und "saeubern" auf gleiche Art weiter. Wer nicht erwuenscht ist, bekommt Drohungen, er solle auf der Stelle die Stadt verlassen, sonst.... Auch von solchen Faellen hab ich bei mir auf Arbeit schon zu hoeren bekommen.

Doch kaum zu glauben, dass das alles unmittelbar in meiner Umgebung stattfindet, von der Arbeit nur ein paar Meter weiter oben auf dem Berg und ein paar Hundert Kilometer weiter noch der Buergerkrieg wuetet. Hier im Smog der Grossstadtluft scheint das alles nicht durchzudringen. Ich begreife nur langsam, was wirklich Realitaet ist. Das CES-Waldorf, direkt in diesem Gebiet der Fluechtlinge gelegen, ist wie ein geborgener Kaefig. Abgeschottet von all dem. So soll es auch sein. Ein Ort, an dem Kinder ungestoert, in friedlicher Atmosphaere Hausaufgaben machen koennen, etwas zu essen bekommen, Neues lernen und wo Eltern Fortbildungen machen koennen, wo sie Rat bekommen, wo ihnen zugehoert wird, wenn sie von Problemen und Lasten berichten.


Die Familien aus Sierra Morena, dem Barrio, in dem ich arbeite, sind also wie fast alle in der Ciudad Bolivar, dem Sueden Bogotas, Fluechtlinge, Vertriebene im eigenen Land. Familien mit gleicher Heimat trafen sich vor der grossen Praesentation in der Cooperacion, um Lieder und Taenze aus ihren Regionen einzustudieren.  Die Kinder wurden dazugeholt. Sie hatten Raum und Zeit, um in Kontakt zu treten, um ueber ihre Wurzeln zu reden oder auch eben einfach Musik oder Tanz sprechen zu lassen.
Auch ich hab mir was einfallen lassen und liess mich von den fehlenden Jahreszeiten hier inspirieren. Keine bunten Blaetter die rascheln, kein frischer Apfelkuchen, keine kuehle Herbstluft. Ich erzaehlte den Familien und Kinder etwas ueber den Herbst, ich las ein Herbstgedicht von Goethe auf Deutsch vor und mit einem kleinen Anspiel sangen wir drei Freiwilligen noch den Kanon "Hejo, spann den Wagen an".
Der Nachmittag wurde bunt und mir wurde noch einmal die Vielfalt Kolumbiens deutlich. Pazifikkueste, Karibik, Kaffeezone, Amazonas...wahnsinn!
Die Familien haben sich toll was einfallen lassen: Bunte Straeusse aus Blumen, es wurde typisch gekocht, gebastelt, Anspiele gemacht, getanzt, gesungen und Gedichte vorgelesen. So bekamen alle einen Eindruck der Kultur und die Familien selbst? Ich glaube es hat ihnen grossen Spass gemacht und ich kann es immer nochnicht glauben, wie viel Muehe sich alle gemacht haben fuer ihre Praesentation, um ein Stueck mehr von ihren Wurzeln zu spueren. Es war eine starke Energie, die von ihnen ausging. Es hat grossen Spass gemacht! Als ich einmal bei den Proben fuer die Vorbereitung bei einer Gruppe lunschte, die mir besonders gefiel,wurde ich eingeladen mitzutanzen und natuerlich das auch mit aufzufuehren. Es war die Gruppe der "pacificos" und ich liebe einfach die Musik, der Rhythmus geht einfach direkt ins Blut und ist so intensiv. Hier das Lied, zu dem wir getanzt haben und die restlichen Fotos der Auffuehrungen (entdeckt ihr mich? Ich falle doch kaum auf, oder?:) )



Und weil es sooo schoen ist, noch ein anderes Lied:





























Das wars von mir soweit, wieder viel Text und Information diesmal und ein hartes Stueck Arbeit. Ich hoffe, euch gehts allen gut und ihr zittert nicht zu sehr, vielleicht bringen ja Fotos und Musik euch ein Stueckchen Waerme :)
Bis bald, Janka

 Quellen: http://lateinamerikanachrichten.de/index.php?/artikel/4390.html, http://lateinamerikanachrichten.de/index.php?/artikel/4390.html, http://www.strassenkinderreport.de/index.php?goto=132&user_name=, Reise know-how Kolumbien-ingolf bruckner "Geschichte und Politik", http://lateinamerikanachrichten.de/index.php?/artikel/270.html


Sonntag, 21. Oktober 2012

Zwischen Kolonialstaedtchen und Pachamama!

Klar bin ich jetzt schon eine Weile hier, aber komischerweise bin ich noch gar nicht richtig angekommen hier in Kolumbien. Grossstaedte sind eben doch nicht das ganze Land, sondern haben eher andere Funktionen. Ob man in Tokyo, Kapstadt oder Sydney ist: Staedte haben ihr eigenes Flair, aber widerspiegeln nicht unbedingt das Land. Richtig realisiere ich, dass ich in Kolumbien bin, erst, sobald ich aus Bogotá rauskomme und etwas von Land und Leuten sehe. Wenn sich die atemberaubende Natur vor einem aufbaut, die Pachamama, ein Wort von den Voelkern der Anden, was soviel heisst wie Mutter Erde und mir bewusst macht, dass ich wirklich ganz woanders bin und mir ein Gefuehl von Natur vermittelt, dass ich so noch nie erlebt habe. Wenn sich Berge in unendliche Weiten aufbauen, das saftige Gruen ein Gefuehl von Frische und Energie gibt und wenn man sich gar nicht traut zu atmen, wenn die Kraft des Wasserfalls einen ins Gesicht schlaegt...
Aber eins nach dem anderen..
Das letzte Wochenende war ein verlaengertes. Der Montag war frei und so nahmen wir die Einladung von Augusto (den haben wir bei einer Fiesta in Bogota in der Candelaria in einem wunderschoenen privaten Kolonialhaus kennengelernt) an, ihn nach San Gil zu begleiten an. San Gil erreicht man nach einer ca. 7- stuendigen Busfahrt, die wir in der Nacht bei eisiger Kaelte (die Klimaanlage lief auf Hochtouren...) zuruecklegten. Wir entflohen dem regnerischen Bogota in eine angenehm warme Klimazone. Ich gebe zu, es war ganz schoen heikel mit Augusto, einem Freund und noch einer Freundin zu fahren, weil jeder ja eine andere Vorstellung von "Urlaub" hat und wir uns gerade einmal von einem Abend kannten. Aber wir selbst waren ja auch zu viert und so haetten wir uns ja auch abseilen koennen, waeren diese Vorstellungen komplett unterschiedlich gewesen. -Das waren sie aber nicht. Ganz und gar nicht. Und so genossen wir 3 wunderschoene Tage zwischen Kolonialdoerfchen und Natur. 

Nachdem wir die restlich verbleibenden Stunden der Nacht noch ein bisschen im Hostel schliefen, fuhren wir gleich am naechsten Tag vormittags zu den Cascadas Juan Curi. Von dort aus wanderten wir ca. eine halbe Stunde zu den 180 m hohen Wasserfaellen, wo wir mit Lust und Laune badeten und das atemberaubende Gefuehl der Kraefte des herabschiessenden Wassers genossen.















Unser Hostel war sehr schoen und direkt an der Plaza gelegen. Noch am gleichen Abend gingen wir mit Leuten aus dem Hostel Tejo spielen. Das ist die typisch kolumbianische Nationalsportart.  Wir kamen in eine grosse Halle, wo die Behaelter mit knete-oder tonaehnlicher Masse jeweils an den beiden Seiten aufgebaut waren. Beim Spiel versucht man, mit einer eisernen diskusfoermigen Scheibe, den Tejo, in diesen Behaelter aus weiter Entfernung zu werfen und die darin steckenden Schwarzpulvertaschen, die Mechas, zu treffen und zum explodieren zu bringen. Dabei trinkt man Bier und feuert seine Manschaft an. Ein sehr eigenartiges aber witziges Spiel, nur dass es keiner von uns geschafft hat eine der Taschen zu treffen, bis wir irgendwann so dicht rangegangen sind, dass ich es dann doch irgendwann geschafft habe, sogar 3 von ihnen gleichzeitig explodieren zu lassen und der Knall ganz schoen heftig war.

Die Tejo-Halle

Der Mann erklaert uns das Spiel...
Das Chaos danach

Am Sonntag entschlossen wir uns zum Wasser-Rafting. Unsere Gruppe war gross genug, um eine eigene Mannschaft zu bilden. Eine kurze Erklaerung und los gehts! Zu allererst wurden wir alle nass gespritzt. Die Flussstrecke war relativ ruhig, manchmal ein starker Strudel, ich glaube ganz gut fuer Anfaenger jedenfalls. Irgendwann entschlossen wir uns, zu kentern. Eva und ich trieben aber gleich flussabwaerts, waehrenddessen die anderen der Gruppe wieder versuchten aufs Boot zu kommen. Wie beide wurden als Schiffsbruechige von einem anderen Boot, das gerade vorbei kam, herzlich aufgenommen. Aber wir nutzen das Angebot und sind gleich noch mal ins Wasser gesprungen, weil man sich hier ohne Bedenken von der Stroemung treiben lassen konnte, vorbei am dschungelartigen Ufern und einer Kuhherde. Das war sehr idyllisch und ein schoenes Gefuehl sich vom Rio Fonce tragen zu lassen.







Nachdem unsere Sachen beim Essen halbwegs getrocknet waren, gingen wir in den "Parque El Gallineral" mit seinen vielen "chiminangos", Baeume, die ueber und ueber mit Greisenbart (tillandsia) bedeckt sind. Man wandelt an ihnen vorbei, an Orchideen und an kleinen Fluessen wie in einem Maerchen.














 Am Montag fuhren wir nach Barichara, eines der schoensten Kolonialdoerfer Kolumbiens. Haeuser weiss verputzt, ziegelgedeckten Daechern und mit Natursteinen ausgelegten Gassen, direkt an einer Abbruchkante ueber dem Canyon des Rio Suárez, von dem man eine wunderbare Aussicht hat.



















Wir verweilten gar nicht allzu lange in diesem schoenem Staedtchen, denn wir hatten noch etwas anderes vor. Es fuehrte von Barichara ein Weg nach Guane, ein anderes kleines Bergdorf, das wir besuchen wollten. Man sagt uns, dass der Weg in einer guten drei viertel Stunde zu schaffen ist. Und so wanderten wir mit Frohsinn in der prallen Mittagssonne los. Nun ja, wie sich herausstellte, kamen wir erst nach 3 Stunden an. Das war aber alles andere als schlimm, denn es war mit Abstand die schoenste Wanderung. Mitten irgendwo im Nirgendwo, keine Strassen, keine Haeuser, keine Menschen. Erst eine Stunde vor Ankunft kamen wir an einer scheinbar verlassenen Finca vorbei. Vorn am Eingang stand aber, dass es hier Bier und Wasser gab. Nach einigen Rufen erschien doch eine alte Frau, die uns freundlich willkommen hiess. Ein wahres Paradies. Eine kleine Familie mit mehreren Generationen sassen dort zusammen und taten...irgendwie nichts...wir schauten uns alles an, tranken Bierchen und wurden sogar zum hauseigenen "Aussichtspunkt" geleitet (ein grosser Stein, auf dem man raufklettern musste). Was wir dort sahen, kann wohl nur ein guter Poet beschreiben und auch keine Kamera festhalten. Unendliche Weiten der Anden bauten sich vor uns auf.



Auf gehts!



Huch, grosse, weisse Wegbegleiter...

Die Finca






Auf dem Aussichtspunkt




Kurz vor Sonnenuntergang waren auch wir endlich in Guane angekommen. Ein wirklich sehr kleiner Ort, in dem sich seit den letzten hundert Jahren nichts veraendert zu haben scheint. Es war als wuesste das ganze Dorf von unserem Besuch: Leute kamen aus ihren Haeusern, begruessten uns  und wollten, dass wir etwas von ihrem Kunsthandwerk kauften.











Nach dem Essen fanden wir einen netten Herren, der uns zurueck nach Barichara bringen sollte. Es wurde eine abenteuliche, witzige Fahrt in diesem schoenen Gefaehrt aus den 60ern. Kann man es noch Auto nennen? :)



Ja genau, 8 Leute. Laut dem Fahrer, ist er aber auch schon mal mit 10 gefahren.

Die Jugend sitzt gerne eng.

Tachometer? Wer braucht das schon? Kann doch genauso gut als Bilderrahmen dienen :)


Als wir losfahren wollten und wir den Fahrer darauf aufmerksam gemacht haben, dass hinten der Kofferraum noch auf ist, meinte er nur: "Nein, nein, das muss so, hinten sitzt doch noch mein Amigo drin!"

Und als wir anhielten, um zu tanken, konnten wir uns selbst ueberzeugen.


Ganz spontan fragten wir ihn, ob er uns auch gleich nach San Gil zurueckbringen wuerde. Er willigte ein und nutzte dann die Gelegenheit, um mit seinem Amigo noch ein Bierchen trinken zu gehen. Wir warteten noch kurz im Hostel und fuhren dann die Nacht durch zurueck ins kalte Bogotá.

Mit neuer Kraft zurueck, liebe Gruesse, eure Janka!