Montag, 24. September 2012

Musicaaaa und Flora

Es ist Montag. An meinem Arm habe ich einen blauen Fleck(der Colectivo ist heute Morgen so ruppig gefahren, dass wir ganz schoen durch die Gegend geschleudert wurden. Manchmal fahren sie auch schon wieder los, obwohl noch ein Bein draussen in der Luft ist :) ), meine eine Hand riecht nach Chlor, die andere nach Knoblauch. Denn wie jeden Montag arbeiten wir in der Kueche und schnippeln all das neue Obst und Gemuese fuer die Woche. Die Cooperacion macht immer frische Saefte, da gibt es immer viel zu tun und wenn man sie dann die Woche ueber trinkt, weiss man wieviel Arbeit da drin steckt uns man laesst es sich gleich viel besser schmecken. Nebenbei kann man gut erzaehlen und sich uebers Wochenende austauschen.
Hier gibt es uebrigens nur kaltes Wasser, deswegen wird alles mit Chlor desinfiziert und es riecht dann immer nach Schwimmbad. Oekologisch fragwuerdig....wie so manche Dinge. Ueberall Plastiktueten, alles ist extra verpackt, es wird viel zu viel Fleisch gegessen und wo Milch und Eier herkommen, moechte ich lieber garnicht erst wissen.




























Moras- waschen und schneiden, die Kleinen gucken neugierig

Also eine ausfuehrliche Fruechtekunde bekommt ihr nochmal irgendwann von mir. Alles hier muss jedenfalls immer sauber, desinfiziert und beschriftet sein. Ein paar Mal im Monat kommen Leute vom Gesundheits- oder Hygieneamt und kontrollieren alles. Wir muessen auch immer Haube, Handschuhe und Mundschutz tragen...eigentlich. Letzte Woche mussten wir sogar so eine Schulung mitmachen, bei der uns eine Frau erklaert hat worauf man bei Lebensmittel achten muss, wie man richtig desinfiziert und sauber macht. Aber auch was in welchen Lebensmitteln enthalten ist und aus was sie bestehen wurde uns nochmal erlaeutert. Dann wurde uns noch Blut abgenommen, eine Speichelprobe und Partikel von unseren Naegeln genommen. Jetzt wird das also getestet ob wir "Hygienisch-rein" sind...na ich bin gespannt :)

Vorletzten Samstag war "Amor y Amistad". Tag der Liebe und der Freundschaft. Also sowas wie Valentinstag bei uns. Ueberall auf der Strasse gab es Blumenstaende. Junge Maedels liefen frisch verliebt mit ihren Freunden Hand in Hand. Im Arm einen grossen Teddybaer. Ueberall Herzchen, Glitzer, Kitsch. Abends geht man tanzen. So auch wir. Wir trafen uns mit Natalia, sie war fuer ein Jahr in Deutschland, lebt aber in Bogota. Wir kennen sie ueber einen Freiwilligen, der gerade in Medellin ist und der Natalia aus Deutschland kannte. So lernten wir uns also ueber hundert Ecken kennen. Das Komische war, dass um 02.40 Uhr das Licht anging und die Musik aus. Und wir dachten natuerlich,. haaaee, es geht doch gerade erst los. Aber das ist so normal, wir muessen also unseren Feierrhythmus etwas umgewoehnen :) Bloed war nur, dass also alle um diese Zeit mit Taxi nach Hause wollten. Wir haben jedenfalls keins mehr bekommen und so schliefen wir spontan bei Natalia und lernten wieder eine ganz neue Seite von Bogota kennen. Der Norden ist reich und schick. Nirgends Muell, Strassenverkaeufer oder streunende Hunde.

Wie ich schon erwaehnte, habens die Kolumbianer noch nicht so mit Umweltbewusstsein, doch ein Festival am naechsten Tag im Botanischen Garten lehrte uns, dass es durchaus auch andere Seiten gibt. Das Eco-Yoga Festival bot bei schoenstem Wetter Kurse ueber Ernaehrung, Umweltschutz, Psychologie und natuerlich Yoga an.






Es gab viele Staende mit soooo vielen schoenen Sachen. Aber ich konnte mich zurueckhalten. Schmuck, Dekosachen, Schuhe, das leckerste Essen, alles natuerlich vegetarisch und oft fair gehandelt von Campesinos aus Kolumbien.
Wir guckten uns natuerlich auch den wunderschoenen Garten an. Und hier liebe Gaertnerfamilie einige exotische Pflanzen und Blumen:
























                 








Letzten Mittwoch tanzten wir zu heimatlichen Klaengen von "Kraftklub". Sie wurden hier vom Goethe Institut zu einer Kolumbien-Tour eingeladen. Das zog natuerlich auch viele andere Deutsche an. Wir drei nahmen uns noch zwei kolumbianische Freunde mit und beide waren sichtlich begeistert von deutscher Rock Musik und Pogo Tanz :) Bei dem Lied "Ich will nicht nach Berlin" zog ich einen Berlin Stadtplan aus meiner Jackentasche, den ich seit dem letzten Berlin-Trip noch immer dabei hatte, und schmiss ihn auf die Buehne. Der Saenger nahm ihn auf und lachte. Tja, lieber Stadtplan und treuer Begleiter, das war wohl dein Schicksal.





                                                        
Samstag waren wir mit der Totis auch bei einem Konzert in der Universidad Nacional. Allerding eine etwas anderes Genre. Jedes Wochenende gibt die Philharmonie Bogota kostenlos Konzerte. Und so genossen wir im grossen Auditorium Brahms, Mozart und Beethoven. Es war schoen zu sehen, dass der Saal voll besetzt war und viele junge Leute sogar noch draussen standen, weil sie nicht reingekommen sind.
Danach trafen wir Donald, der vor einiger Zeit der Musikprof in der Cooperacion war. Er erzeahlte uns, dass er noch gleich ein Konzert hat und wir entschlossen mitzugehen. Es war in einem ziemlich teuren Club/Restaurante. Reiche Bogotanos, so alt wie meine Eltern, die mal richtig feiern wollten. Die Band fing an zu spielen und es dauerte nicht lang, da wurde auf den Tischen getanzt. Mir gefiel die Musik echt gut, es waren Lieder die man so kannte vom hoeren, aber nicht zuordnen konnte, aber voellig neu interpretiert in so Salsa-Rock. 
So habe ich musikalisch eine grosse Vielfalt erlebt. Rock, Klassik, Salsa. Donnerstag wollen wir noch zu 2 deutschen DJs, so waere das elektronische Genre auch abgedeckt. :)
Den Sonntag genossen wir bei schoenem Wetter (es erinnerte mich an Altweibersommer in Deutschland) im Parque Bolivar mit Cookie-Max, einem Deutschen, den wir auf dem Eco-Yoga Festival kennengelernt haben und der mit seinem Freund die besten Veganen-Cookies der Welt macht, auf der Slackline (Ein straff gespanntes Band von Baum zu Baum auf dem man balanciert, es erinnert ein bisschen an Seiltanzen).

Es bricht nun meine letzte Woche in den Paes Kursen an, wobei ich ein bisschen wehmuetig werde. Ich habe es sehr genossen und das Team ist super. Letztendlich war ich einige Zeit in der Kunstwerkstatt und habe Webrahmen fuer Armbaender fertiggestellt, die eine Praktikantin vor mir ins Leben gerufen hat. Manchmal habe ich den Kindern aber auch beim Toepfern geholfen, soweit ich konnte. Denn sie sollten kleine Tierchen formen. Ich habe es nur bis zu einer Schlange geschafft :) Es ist so eine schoene Atmosphaere. Draussen auf der Terrasse, den Blick ueber die ganze Stadt, dahinter die Berge. Man toepfert, die Sonne scheint, die Luft ist klar und man geniesst den tollen Ausblick. Auch die Kinder sind konzentriert, haben Spass, helfen und unterhalten sich. Es werden Witze gemacht, wir staunen ueber schoene Tiere, lachen ueber lustige Formen. Ich selbst habe auf jeden Fall gemerkt, dass man viel Ausdauer und Feingefuehl braucht. Da waren manche Kinder sehr viel pfiffiger als ich.
Diese Woche werde ich fast nur noch im Theaterkurs verbringen. Dienstags wird da Salsa getanzt und sonst schaetze ich die Uebungen dort sehr. Die Jugendlichen nehmen sich selbst und Andere wahr. Sie lernen ihre Grenzen kennen und sich zu akzeptieren, lernen auf die anderen achtzugeben und sie zu tolerieren. Bei Bewegungsuebungen allein oder mit Partner lernen sie ihren Koerper zu spueren und koennen sich wertschaetzen oder wertgeschaetzt fuehlen. Bei kleinen Rollenspielen koennen sie Reaktionen austesten oder lernen selbstbewusster und selbst-bestimmter aufzutreten. 
Sonst helfe ich zweimal am Tag auch bei den Hausaufgaben. Dank meiner Erfahrungen damit in Deutschland bin ich da auf jeden Fall schon etwas geuebter, auch ohne viel Spanisch. Oft helfe ich bei Englisch oder Mathe. Manchmal sollen die Kinder aber auch etwas Praktisches machen. Dann töpfern wir Pyramiden oder naehen Masken fuer den Karneval. Letztens habe ich aber mit Erschrecken festgestellt, wie ein kleines Maedchen, 1. Klasse (das Schuljahr beginnt aber im Januar), sehr sehr langsam einen Text scheinbar abmalte. Als ich ihr den Text dann diktierte, bestaetigte sich meine Vermutung: Sie kann noch gar nicht lesen und schreiben. Also haben wir das erst mal abgebrochen und ich habe mit ihr die ersten Buchstaben des Alphabets schreiben und lesen gelernt. Auch das kommt vor und das nicht selten habe ich mir sagen lassen. Zum Glueck haben wir es schon so frueh mitbekommen. Ich hoffe, dass sie es schnell lernt und wieder mitkommt in der Schule. 

Seit letzter Woche habe ich auch ein Tandem-Projekt ins Leben gerufen. Ich bekomme jetzt Spanisch-Unterricht von Giovanni (auch ein Prof in der Cooperacion) und bringe ihm dafuer Englisch bei und spaeter, wenn wir eine Moeglichkeit gefunden haben, auch das Klavier spielen. 
So nimmt alles seinen Lauf...

Wenn ihr bestimmte Fragen oder Anmerkungen habt, immer her damit! Als Kommentar zum Beispiel. Ich freue mich aber auch immer ueber News aus der Heimat!

Es gruesst euch,
Janka

Montag, 10. September 2012

La ciudad y sus peros

Ueber eine Woche schon durfte ich die Luft der 8,4 Mio Stadt Bogota schnuppern. Es ist, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht immer angenehm, besonders nicht an den Strassen, wenn grosse amerikanische Trucks, Pferdekutschen, Taxis, Colectivos, Fahrraeder, Autos mit Lautsprecher auf dem Dach aus denen Musik, Werbung, oder beides ertoent, Erntefahrzeuge mit Maisladungen oder Rikschas, um die Gunst der Vorfahrt ringen. Dicke, schwarze Rauchwolken quellen aus den Auspuffen, die eine riesige, schwere Smogwolke ueber der Stadt hinterlassen. Bogota liegt in einer Hochebene der Anden, umringt von schoenster Natur und hohen Bergen. Das Wetter ist durchwachsen. Meistens regnet es einmal am Tag. Dann wechselt es zwischen warmen Sonneschein und eisigem Wind. Verlassen kann man sich, in Sachen Wetter, auf gar nichts. Die Bogotanos haben meistens einen Regenschirm bei sich, der sie aber vor der starken Sonnenstrahlung schuetzt. Die Stadt ist dicht bebaut, es scheint als reiche der Platz nicht aus und Haeuser oder Huetten ringen um das Land an den Berghaengen. Im Sueden der Stadt dehnt sich die Ciudad Bolivar aus. Niemand weiss genau, wie viele Menschen hier nach ihrer Flucht ihr Zuhause fanden. Wie Wuerfel stapeln sich containeraehnliche Steinbauten dicht an dicht, auch uebereinander. Fuer mich sieht es eher aus wie eine grosse Baustelle. Die Hauswaende sind noch nicht verputzt und durch ihr provisorische Beschaffung strahlen sie auf mich trotzdem einen gewissen Charme aus. Ich weiss nicht, wie es hinter dieser Kulisse aus Stein aussieht.
Aber genau hier moechte ich anknuepfen, denn genau dort verbringe ich die meiste Zeit, in der ich hier bin. Das CES-Waldorf liegt genau auf einem dieser Berghaengen. Es hebt sich ab durch die bunten Farben, in denen es angemalt ist. Hier versammeln sich jeden Morgen 62 Kindergartenkinder, zunaechst noch ein wenig muede und ruhig, im Laufe des Fruehstuecks aber immer aufgeweckter und voller Energie. Es ist erstaunlich wie liebevoll und interessiert sie uns mit ihren grossen braunen Augen anschauen und wie liebebeduerftig und zunaechst vorsichtig sie mit uns Kontakt aufnehmen, die Hand auf die Unsere legen und uns mit breitem Laecheln jeden Morgen mit Freude anstecken. Gleichzeitig beginnen um 8.00 Uhr die PAES-Kurse fuer die Schulkinder. Die Kinder zwischen sechs und 16 Jahren kommen je nachdem,wie sie Schule haben, vormittags oder nachmittags, zu diesen Angeboten, die ihre kreativen und kognitiven Faehigkeiten ausbauen sollen. Zusaetzlich findet auch noch eine Hausaufgabenbetreuung statt.
Wir drei Freiwilligen werden in den naechsten drei Monaten rotieren. Kevin arbeitet jetzt einen Monat im Kindergarten, Joana hilft in der Kueche, kann mit den verrueckten, herzlichen Kuechenfrauen Spaesschen machen und die leckersten Obstsorten probieren. Ja, und ich helfe absofort bei den Paes-Kursen. Hier habe ich in der letzten Woche einen Einblick in zwei der fuenf Kursen bekommen: Handarbeit und Kunstwerkstatt. Ich bin gerade dabei Stricken zu lernen und mein Stirnband, das ich mir machen werde, nimmt langsam Gestalt an. In der Kunstwerkstatt haben die Kinder und Jugendlichen grosse Specksteinskulpturen angefertigt und auch Koepfe aus Ton hergestellt. Diese Woche werde ich noch im Theater-, Musik- und "Nummern-und-Buchstaben"-Kurs reinschnuppern, bevor ich mich fuer zwei Kurse entscheide, in denen ich fuer den Rest des Monats intensiv mitarbeiten werde. Ich befuerchte aber, ich werde mich nicht entscheiden koennen. Auch habe ich schon bei den Hausaufgaben mithelfen koennen, was sich aber als ziemlich schwierig gestaltet mit so wenig Sprachkenntnissen. Ich hoffe, ich werde bald mehr Unterstuetzung sein koennen, wenn ich besser Spanisch spreche. Auf Arbeit fuehle ich mich sehr wohl, ich mag die Mitarbeiter, die groessten Teils noch sehr jung sind. Ich finde die Atmosphaere sehr gut, ich fuehle mich aufgenommen und umsorgt. Trotz so kurzer Zeit habe ich schon ein sehr vertrautes Gefuehl entwickelt, auf dem man gut aufbauen kann. Ich freue mich auf die Arbeit, auf das Jahr und auf die Veraenderungen und Entwicklungen dort und die ich machen werde.


Letzten Sonntag entflohen wir dem Grossstadtdschungel und fuhren in den richtigen Dschungel, in einen Nationalpark, ca. eine Stunde von Bogota, namens Chicaque. Wir wanderten und erzaehlten, zunaechst bergab. Das ging noch ganz gut. Doch war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass wir auch wieder den Weg hochmussten. Tja, und was soll ich sagen, da stiess ich koerperlich doch an meine Grenzen. Entweder es lag mal wieder an meiner untrainierten Kondition oder an dem Sauerstoffmangel. Sagen wir, es lag an dem Sauerstoffmangel :) Der Ausblick auf die Berge, die scheinbar nie enden, auf das Gruen, das bis zum Horizont reicht und auf die kleinen friedlichen Doerfer im Tal, liessen die Anstrengung aber schnell wieder vergessen.










In der Woche bin ich immer erst um 17.00 Uhr zu Hause. Eine Stunde spaeter wird es auch schon wieder dunkel. Unsere Aktivitaeten beschraenken sich daher bisher noch eher aufs Wochenende. Am Samstag waren wir in der Stadt, am beruehmten Plaza Bolivar mit hunderten Tauben. Danach waren wir in zwei Museen. Einmal Botero und seine Kunstsammlungen und gleich daneben war ein Museum mit zwei modernen Ausstellungen. Darunter Gerhard Richter. Das kam mir gelegen, weil ich die Ausstellung in Berlin verpasst hatte. Dann fuhren wir noch in den Norden in einem Park, wo das "Jazz al Parque" Festival stattfand. Auch Sonntag fuhren wir noch einmal dorthin.





Bis Bald,
eure Janka

Samstag, 1. September 2012

Aller Anfang....ist spannend!




„Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lache, weil es so schön war.“  Gabriel Garcia Marquez, ein kolumbianischer Schriftsteller, hat da zwar ganz recht, aber mit ein bisschen Wehmut, besonders in den letzten Tagen, verabschiedete ich Deutschland dann doch. Die lieben Worte, Andenken und Geschenke gaben mir noch einmal viel Kraft. Danke dafür!

Jetzt geht’s aber endlich los. Am Donnerstagmorgen fuhren meine Eltern und Edith mit einer total zerstörten, verwirrten und neben sich stehenden Janka nach Tegel und trafen dort auf den noch verwirrteren und verplanten Kevin. Ein paar herzliche Worte und Umarmungen zum Abschied, alles ging ziemlich fix, und schon saßen wir im Flugzeug und haben zum ersten Mal mit einem Sektchen auf unser Jahr angestoßen. Als Joana in Frankfurt zustieg, musste das natürlich auch noch mal wiederholt werden. Cheers!
Schöne Zeilen, die ich von euch las, ließen mich im Flugzeug noch einmal sentimental werden. Alles in allem konnte ich aber all das noch nicht fassen. Auf unserem Screen sah man in der „Air-Show“ links Amerika, rechts Europa und Afrika, in der Mitte der Atlantik, das Flugzeug als Grafik irgendwo dazwischen, das sich langsam Richtung Kolumbien bewegte. Aber eben nur auf diesem Bildschirm, noch nicht in meinem Kopf. Ich war wie benebelt und nicht ganz bei mir (und das lag sicher nicht an dem Sekt :)). Und das immer noch nicht, als wir endlich da waren und uns die Totis (Sie leitet das Projekt mit oder hält ein bisschen die Fäden zusammen, so wie ich das verstanden habe.), noch eine Mitarbeiterin und Andreas (Er arbeitet bei den Freunden, die Organisation, mit der ich hier bin, und war gerade zufällig in Bogotá.) abgeholt haben und uns zu unseren Schlafgemachen brachten. Kevin wohnt bei dem Theaterpädagogen und Joana und ich bei den Eltern von einem Prof der Cooperacion. Hier wohnt auch noch eine andere deutsche Praktikantin, die noch für 6 Wochen hier ist. Sie heißt Janka. Tja Zufälle gibt’s. Da muss man erst nach Kolumbien fliegen um eine andere Janka zu treffen. Ich darf jetzt also immer meinen eigenen Namen rufen. Die Eltern sind nett, nur haben wir noch nicht viel mit ihnen zutun gehabt. Sie sind immer sehr lang arbeiten und wir sind auch viel unterwegs.

Am nächsten Tag sollten wir gleich mit ins CES-Waldorf. Das hieß um halb sieben aufstehen und los geht’s. Zum Glück hatten wir Janka dabei, wir hatten ja keine Ahnung. Man stellt sich einfach an die Straße und muss gut aufpassen, wann sein Bus vorbei fährt. Dann winkt man ihn ran, wenn man raus moechte, sagt man vorn Bescheid, ruft oder drueckt einen Knopf, wenn vorhanden. Diese Busse (bus colectivo) sind wirklich klein, vielleicht 12 Sitzplätze, mas o menos. Oft sind aber das doppelte an Menschen, die sich dann irgendwie in die Mini-Busse quetschen. Man muss sich also schon ein bisschen auskennen. Wenn man aber gut durchkommt, ist man in 15 Minuten dort. Es gibt aber auch ein Schnellbusnetzwerk, das die fehlenden U-und S-Bahnen ersetzen soll. Das sind groessere, modernere Busse mit extra Haltestellen und einer extra Fahrbahn auf den Strassen. Eine Fahrt damit kostet aber auch mehr, so ca. 70 ct. Achso ein Euro sind  uebrigens ungefaehr 2.300  Kolumbianische Pesos. An den großen Calles und Carreras, den Hauptstraßen, ist es sehr laut und die Luft ist schlecht. Aber das ist wirklich nur an den großen Straßen so. Sonst finde ich geht es. Auch das wir in 2.900 Metern arbeiten ist kaum zu merken. Ich finde nur, dass es doppelt anstrengend ist, Treppen zu steigen oder einen Berg hoch zu gehen. Das könnte aber auch an meiner generellen untrainierten Kondition liegen. 
Auf Arbeit wurden wir jedem Mitarbeiter vorgestellt. Wir haben auch alle kennen gelernt, es war nämlich der letzte Freitag im Monat und das heißt, dass keine Kinder und auch keine Jugendlichen kommen, sondern Besprechungen und eine große Versammlung stattfinden. Daher war es sehr ruhig und leer in der Einrichtung und wir konnten uns alles in Ruhe angucken. Unsere Aufgabe mit den anderen Praktikanten war es, kleine Holz-Lesezeichen zu bemalen, die wirklich sehr schön aussehen, die dann verkauft oder an Spender verschenkt werden. Zwischendurch gab es Essen (Empanadas, gefüllte Maismehltaschen und auch Yuca, ein frittiertes Wurzelgemüse), eine kleine Percussion-Session mit dem Musikworkshopleiter und zum Schluss eine lange Versammlung. Auf der Terrasse hat man einen super Blick, fast über die ganze Stadt, weil es so hoch gelegen ist. Abends waren wir mit Janka noch ein bisschen in unserem Viertel, Venezia, unterwegs. Viele Leute auf den Straßen, laute Musik aus fast allen Läden und in den Fruterias eine riesen Auswahl an Gemüse, vor allem aber an Obst, das ich noch nicht kenne. Ich habe mir aber vorgenommen, alle Sorten einmal durchzuprobieren. 
Heute sind wir 3 Freiwilligen und einer aus der Cooperacion ins Stadtzentrum gefahren. Von da aus sind wir in das Stadtviertel "La Candelaria" gegangen, das heute als urspruenglich kolonial, intellektuell und hipp gilt, vielleicht ein bisschen eine Mischung aus Friedrichshain und Kreuzberg. Das hat mir auf jeden Fall sehr gefallen, viele bunte Laeden mit Handarbeit, schoenen Cafes und ein bisschen Subkultur. 



Joana, Kevin, Ich-Trio fenomenal



Danach sind wir auf den Monserate mit einer Gondel gefahren. Man kann aber auch hoch laufen, das machen die Bogotanos um sich von ihren Suenden zu befreien. Oben, in 3.200 Metern Hoehe gab es dann auch eine Kirche, viele bunte Staende, typisch kolumbianisches Essen und natuerlich eine super Sicht. Wir haben uns dann entschlossen runter zu laufen, ein bisschen Spanisch zu lernen und auch mal ueber Suende und Nicht-Suende nachzudenken. 






Mir geht es also gut hier. Es war ein langes, ausfuehrliches, erstes Lebenszeichen von mir. Aber wenn ich diese Sachen nicht jetzt schreibe, bin ich irgendwann schon so an sie gewoehnt, dass ich sie nicht mehr erwaehnen werde. Also lieber jetzt als gar nicht. Es gibt noch so viel zu entdecken und zu lernen, zum Glueck habe ich dafuer ein Jahr Zeit. Morgen fahren wir in einen Nationalpark mit den anderen beiden deutschen Praktikanten. Wandern und Natur, auch das ist hier moeglich. :)
Machts gut,
eure Janka