Hier gibt es uebrigens nur kaltes Wasser, deswegen wird alles mit Chlor desinfiziert und es riecht dann immer nach Schwimmbad. Oekologisch fragwuerdig....wie so manche Dinge. Ueberall Plastiktueten, alles ist extra verpackt, es wird viel zu viel Fleisch gegessen und wo Milch und Eier herkommen, moechte ich lieber garnicht erst wissen.
Moras- waschen und schneiden, die Kleinen gucken neugierig |
Also eine ausfuehrliche Fruechtekunde bekommt ihr nochmal irgendwann von mir. Alles hier muss jedenfalls immer sauber, desinfiziert und beschriftet sein. Ein paar Mal im Monat kommen Leute vom Gesundheits- oder Hygieneamt und kontrollieren alles. Wir muessen auch immer Haube, Handschuhe und Mundschutz tragen...eigentlich. Letzte Woche mussten wir sogar so eine Schulung mitmachen, bei der uns eine Frau erklaert hat worauf man bei Lebensmittel achten muss, wie man richtig desinfiziert und sauber macht. Aber auch was in welchen Lebensmitteln enthalten ist und aus was sie bestehen wurde uns nochmal erlaeutert. Dann wurde uns noch Blut abgenommen, eine Speichelprobe und Partikel von unseren Naegeln genommen. Jetzt wird das also getestet ob wir "Hygienisch-rein" sind...na ich bin gespannt :)
Vorletzten Samstag war "Amor y Amistad". Tag der Liebe und der Freundschaft. Also sowas wie Valentinstag bei uns. Ueberall auf der Strasse gab es Blumenstaende. Junge Maedels liefen frisch verliebt mit ihren Freunden Hand in Hand. Im Arm einen grossen Teddybaer. Ueberall Herzchen, Glitzer, Kitsch. Abends geht man tanzen. So auch wir. Wir trafen uns mit Natalia, sie war fuer ein Jahr in Deutschland, lebt aber in Bogota. Wir kennen sie ueber einen Freiwilligen, der gerade in Medellin ist und der Natalia aus Deutschland kannte. So lernten wir uns also ueber hundert Ecken kennen. Das Komische war, dass um 02.40 Uhr das Licht anging und die Musik aus. Und wir dachten natuerlich,. haaaee, es geht doch gerade erst los. Aber das ist so normal, wir muessen also unseren Feierrhythmus etwas umgewoehnen :) Bloed war nur, dass also alle um diese Zeit mit Taxi nach Hause wollten. Wir haben jedenfalls keins mehr bekommen und so schliefen wir spontan bei Natalia und lernten wieder eine ganz neue Seite von Bogota kennen. Der Norden ist reich und schick. Nirgends Muell, Strassenverkaeufer oder streunende Hunde.
Wie ich schon erwaehnte, habens die Kolumbianer noch nicht so mit Umweltbewusstsein, doch ein Festival am naechsten Tag im Botanischen Garten lehrte uns, dass es durchaus auch andere Seiten gibt. Das Eco-Yoga Festival bot bei schoenstem Wetter Kurse ueber Ernaehrung, Umweltschutz, Psychologie und natuerlich Yoga an.
Es gab viele Staende mit soooo vielen schoenen Sachen. Aber ich konnte mich zurueckhalten. Schmuck, Dekosachen, Schuhe, das leckerste Essen, alles natuerlich vegetarisch und oft fair gehandelt von Campesinos aus Kolumbien.
Wir guckten uns natuerlich auch den wunderschoenen Garten an. Und hier liebe Gaertnerfamilie einige exotische Pflanzen und Blumen:
Letzten Mittwoch tanzten wir zu heimatlichen Klaengen von "Kraftklub". Sie wurden hier vom Goethe Institut zu einer Kolumbien-Tour eingeladen. Das zog natuerlich auch viele andere Deutsche an. Wir drei nahmen uns noch zwei kolumbianische Freunde mit und beide waren sichtlich begeistert von deutscher Rock Musik und Pogo Tanz :) Bei dem Lied "Ich will nicht nach Berlin" zog ich einen Berlin Stadtplan aus meiner Jackentasche, den ich seit dem letzten Berlin-Trip noch immer dabei hatte, und schmiss ihn auf die Buehne. Der Saenger nahm ihn auf und lachte. Tja, lieber Stadtplan und treuer Begleiter, das war wohl dein Schicksal.
Samstag waren wir mit der Totis auch bei einem Konzert in der Universidad Nacional. Allerding eine etwas anderes Genre. Jedes Wochenende gibt die Philharmonie Bogota kostenlos Konzerte. Und so genossen wir im grossen Auditorium Brahms, Mozart und Beethoven. Es war schoen zu sehen, dass der Saal voll besetzt war und viele junge Leute sogar noch draussen standen, weil sie nicht reingekommen sind.
Danach trafen wir Donald, der vor einiger Zeit der Musikprof in der Cooperacion war. Er erzeahlte uns, dass er noch gleich ein Konzert hat und wir entschlossen mitzugehen. Es war in einem ziemlich teuren Club/Restaurante. Reiche Bogotanos, so alt wie meine Eltern, die mal richtig feiern wollten. Die Band fing an zu spielen und es dauerte nicht lang, da wurde auf den Tischen getanzt. Mir gefiel die Musik echt gut, es waren Lieder die man so kannte vom hoeren, aber nicht zuordnen konnte, aber voellig neu interpretiert in so Salsa-Rock.
So habe ich musikalisch eine grosse Vielfalt erlebt. Rock, Klassik, Salsa. Donnerstag wollen wir noch zu 2 deutschen DJs, so waere das elektronische Genre auch abgedeckt. :)
Den Sonntag genossen wir bei schoenem Wetter (es erinnerte mich an Altweibersommer in Deutschland) im Parque Bolivar mit Cookie-Max, einem Deutschen, den wir auf dem Eco-Yoga Festival kennengelernt haben und der mit seinem Freund die besten Veganen-Cookies der Welt macht, auf der Slackline (Ein straff gespanntes Band von Baum zu Baum auf dem man balanciert, es erinnert ein bisschen an Seiltanzen).
Es bricht nun meine letzte Woche in den Paes Kursen an, wobei ich ein bisschen wehmuetig werde. Ich habe es sehr genossen und das Team ist super. Letztendlich war ich einige Zeit in der Kunstwerkstatt und habe Webrahmen fuer Armbaender fertiggestellt, die eine Praktikantin vor mir ins Leben gerufen hat. Manchmal habe ich den Kindern aber auch beim Toepfern geholfen, soweit ich konnte. Denn sie sollten kleine Tierchen formen. Ich habe es nur bis zu einer Schlange geschafft :) Es ist so eine schoene Atmosphaere. Draussen auf der Terrasse, den Blick ueber die ganze Stadt, dahinter die Berge. Man toepfert, die Sonne scheint, die Luft ist klar und man geniesst den tollen Ausblick. Auch die Kinder sind konzentriert, haben Spass, helfen und unterhalten sich. Es werden Witze gemacht, wir staunen ueber schoene Tiere, lachen ueber lustige Formen. Ich selbst habe auf jeden Fall gemerkt, dass man viel Ausdauer und Feingefuehl braucht. Da waren manche Kinder sehr viel pfiffiger als ich.
Diese Woche werde ich fast nur noch im Theaterkurs verbringen. Dienstags wird da Salsa getanzt und sonst schaetze ich die Uebungen dort sehr. Die Jugendlichen nehmen sich selbst und Andere wahr. Sie lernen ihre Grenzen kennen und sich zu akzeptieren, lernen auf die anderen achtzugeben und sie zu tolerieren. Bei Bewegungsuebungen allein oder mit Partner lernen sie ihren Koerper zu spueren und koennen sich wertschaetzen oder wertgeschaetzt fuehlen. Bei kleinen Rollenspielen koennen sie Reaktionen austesten oder lernen selbstbewusster und selbst-bestimmter aufzutreten.
Sonst helfe ich zweimal am Tag auch bei den Hausaufgaben. Dank meiner Erfahrungen damit in Deutschland bin ich da auf jeden Fall schon etwas geuebter, auch ohne viel Spanisch. Oft helfe ich bei Englisch oder Mathe. Manchmal sollen die Kinder aber auch etwas Praktisches machen. Dann töpfern wir Pyramiden oder naehen Masken fuer den Karneval. Letztens habe ich aber mit Erschrecken festgestellt, wie ein kleines Maedchen, 1. Klasse (das Schuljahr beginnt aber im Januar), sehr sehr langsam einen Text scheinbar abmalte. Als ich ihr den Text dann diktierte, bestaetigte sich meine Vermutung: Sie kann noch gar nicht lesen und schreiben. Also haben wir das erst mal abgebrochen und ich habe mit ihr die ersten Buchstaben des Alphabets schreiben und lesen gelernt. Auch das kommt vor und das nicht selten habe ich mir sagen lassen. Zum Glueck haben wir es schon so frueh mitbekommen. Ich hoffe, dass sie es schnell lernt und wieder mitkommt in der Schule.
Seit letzter Woche habe ich auch ein Tandem-Projekt ins Leben gerufen. Ich bekomme jetzt Spanisch-Unterricht von Giovanni (auch ein Prof in der Cooperacion) und bringe ihm dafuer Englisch bei und spaeter, wenn wir eine Moeglichkeit gefunden haben, auch das Klavier spielen.
So nimmt alles seinen Lauf...
Wenn ihr bestimmte Fragen oder Anmerkungen habt, immer her damit! Als Kommentar zum Beispiel. Ich freue mich aber auch immer ueber News aus der Heimat!
Es gruesst euch,
Janka