Mittwoch, 5. Dezember 2012

Zwischenbericht -número uno-

Die monatliche Rotation in verschiedenen Arbeitsbereichen, die letzten drei Monate, war z.T. hilfreich, bietete z.T. aber auch wenig Spiel-und Handlungsfreiraum fuer mich.  Im ersten Monat war ich in den PAES Kursen. Dort habe ich mir zwei Kurse von fuenf ausgesucht, die ich je nachmittags und vormittags besuchte. Das waren Theater und die Kunstwerkstatt. Mir hat das grossen Spass gemacht, doch fuehlte ich mich eher als Teilnehmer, so, wie die anderen Kinder es waren. Nuetzlich habe ich mich bei der Hausaufgabenbetreuung gefuehlt. Dort hatte ich direkten Kontakt zu den Kindern und konnte mit ihnen lesen, schreiben, basteln, etc. Das war auch gut fuer mein Spanisch, das ich dadurch anwenden und schneller lernen konnte. Den zweiten Monat verbrachte ich im Kindergarten. Morgens half ich mit beim Fruehstueck, danach mischte ich mich unter die Kinder zum freien Spiel, indem sie mich oft einbezogen. Danach gingen wir noch manchmal raus an die Luft, bevor es Mittagessen gab. Ich hielt danach die Schlafwache und half mit, sie danach fertig anzuziehen, Haende zu waschen und bei den Maedchen Haare zu flechten. So ging der Nachmittag schnell vorbei und sie bekamen noch einmal einen kleinen Imbiss, bevor sie von den Eltern abgeholt wurden. Auch nahm ich regelmaessig an den Vorbereitungen fuer die Halloweenfeier teil, die in diesem Jahr das Thema „Regionen Kolumbiens“ hatte. Viele Familien aus dem Barrio sind ja Fluechtlinge von Gewalt und Vertreibung ihrer Heimat und so fuehrten Familien der Kinder verschiedene Taenze, Lieder oder Anspiele vor, die typisch fuer ihre Region waren. Auch wir Freiwilligen stellten Deutschlands Herbst vor und ich tanze noch mit bei einem Tanz von der Pazifikkueste. Jetzt zurzeit bin ich in der Kueche, der haerteste Monat von allen. Die Kuechenfrauen sind alle sehr nett und lustig, trotzdem ist es doch eine anstrengende Arbeit, denn ich muss u.a. allein den Essensraum nach den Mahlzeiten der Kinder saeubern.  Nach den Weihnachtsferien bin ich gespannt, wie es weitergeht nach dieser Rotation und wie sich damit unsere Aufgaben- und Arbeitsbereiche aendern werden. Ich kann sagen, dass es mir zur Orientierung half und ich nun in alle Bereiche einmal reinschnuppern konnte, doch hatte ich noch nicht das Gefuehl eine wirkliche Hilfe im sozialen Bereich zu sein.

Wie gesagt, fuehle ich mich zurzeit eher Passiv als Aktiv. Mir kribbelt es schon in den Fingern, ich habe so viele Ideen, die ich gerne umsaetzen wuerde, aber in den letzten drei Monaten gab es da keinen Spielraum fuer uns. Ich hatte auch irgendwie das Gefuehl, dass das auch noch nicht gewollt ist. Sie haben gesagt, dass sie uns im Moment nicht mehr Verantwortung uebertragen koennen, weil wir erst ein bestimmtes Gespuehr fuer die Einrichtung und fuer die Kinder bekommen muessen und wir auch erst besser Spanisch sprechen muessen.  Ich waere enttaeuscht, wenn ich auch in naechster Zeit noch das Gefuehl habe, eher als Putzhilfe, Aufpasserin oder Zuschauerin  aktiv zu sein.  Klar machen Freiwillige auch immer viel Arbeit, aber man kann doch auch grossen Nutzen aus ihnen ziehen, wenn man es zulaesst. Ich werde mich vor unserem Urlaub ueber Weihnachten mit den Koordinatoren zusammensetzen um alles Weitere zu besprechen und um herauszufinden, was sie von uns Freiwilligen erwarten- und was nicht. Was moeglich ist und worin wir wirklich eine Hilfe sein sollen. Das ist fuer mich dann leichter, denn so weiss ich, worauf ich mich einstellen muss. Das schoene ist aber immer wieder zu spueren, wie ich mich aufgenommen und umsorgt fuehle. Alle sind sehr interessiert. Es ist ein gutes Klima. Auch in der Freizeit konnte ich mich in der mir anfangs unuebersichtlichen, chaotischen Grossstadt doch einen Ueberblick verschaffen, Orte erkunden, Freunde finden. Was mir noch schwer faellt, ist Aufwand und Nutzen abzuschaetzen, denn Fahrtwege sind oft sehr lang und muehsam. Man muss alles vorher genau planen, wohin, mit wem, wie kommt man zurueck. Das ist schon umstaendlich und laesst wenig Freiraum fuer Spontanitaet. Aber ich denke mit unserem Wohnungswechsel in das Zentrum der Stadt, wird sich vieles legen und mehr zum kulturellen Austausch beitragen.

Advent, Advent, die Zeit, die rennt!

Schon ist Advent, doch die Weihnachtsbaeume stehen z.T. schon seit einem Monat in den Wohnungen. Verrueckt was? Wirklich weihnachtlich ist mir aber nicht zumute. Bei fruehlingshaften Temperaturen, umso schwerer. Ich habe mir das erste Mal seitdem ich hier bin wieder eine To-Do Liste geschrieben, weil ich sonst wohl doch irgendwas vergessen wuerde. Aber eins nach dem anderen.

In der Kueche sind nun nicht nur Wischmopp und Besen zu meinen besten Freunden geworden, sondern auch die lieben Kuechenfrauen. Seit nun schon mehr als einem Monat arbeite ich dort und eigentlich mag ich es, solange ich in der Kueche direkt helfen kann. Tabletts vorbereiten, servieren, Obst schnippeln, Salsa Charts rauf und runter hoeren, lachen, schreien, singen, kreischen mit den verrueckten Frauen, laestern, scherzen, essen, neuste Modetrends austauschen. Es ist immer laut, was los, was zu tun. Das ist der schoene Teil der Arbeit. Der nicht so schoene ist, wenn ich allein den Commedor, den Essensraum der 60 Kindergartenkinder sauber machen muss. Geschirr raustragen, Tische und Baenke abwischen, alles hochstellen, fegen, wischen. Puh, ihr wisst garnicht wie viel Dreck diese kleinen Scheisser machen koennen. Ich habe die unmoeglichsten Sachen gesehen.
Ich denke ich habe schnell gelernt, wo meine Hilfe gebraucht wird, denn man muss schon sehr selbststaendig sein und sich seine Aufgaben auch selbst suchen. Und dann muss man eben sehr "umsichtig" sein (danke Papa, dass du mir dieses Wort so nahe gebracht hast :)) und selbst gucken, was als naechstes notwendig ist. Auch musste ich ersteinmal lernen, Dreck zu sehen. Ja richtig. Was fuer mich schon laengst sauber oder ordentlich war, war fuer die geuebten, erfahrenen Arbeiterinnen noch nicht einmal zufriedenstellend :) Also nochmal wischen, alles beseitigen, wirklich sauber machen!
Letztendlich ist es aber doch eine harte Arbeit und ich bin doch auch irgendwie froh, wenn es vorbei ist.
Meiner Sprache hat das staendige alleine sauber machen auch nicht besonders gut getan. Ich haette mich ja mit Lappen und Geschirr unterhalten koennen, aber selbst die haetten mich wohl noch weniger verstanden.
Die Zeit zusammen mit allen in der Kueche ist die schoenste, denn dort laufen nunmal alle Faeden zusammen. Doch irgendwo musste ich ja auch mit meiner wirklichen Produktivitaet hin und habe somit den Frauen in der Kueche einen Adventskalender gebastelt, was sie hier zu meiner Ueberraschung garnicht so kennen. Umso besser! Meine Guete haben die sich gefreut, und das auch noch jeden Tag, wenn sie die Tueten oeffnen :)

Was ist diesmal drin?

Alle zusammen, die verrueckten Huehner und im Hintergrund der Kalender

 Am Samstag und auch schon Tage davor war die grosse Clausura in der Cooperacion. D.h., das grosse Abschiedsfest des Jahres, wo vieles gezeigt und praesentiert wurde, was in dem Jahr so erarbeitet wurde. So fuehrten die Kinder, die im naechsten Jahr eingeschult werden (das neue Schuljahr beginnt hier im Januar) ein Anspiel vor, was so herzzerreissend suess war, dass man es sich kaum vorstellen kann. Dann haben noch die PAES Kurse etwas vorgefuehrt, also Theatergruppen, Musikgruppen, auch die Profs haben etwas eingeuebt, was qualitativ wirklich sehr gut war. Ach eigentlich alles. Alles war wirklich gut durchdacht und so zog es auch dieses Jahr wieder Hunderte Besucher  in diesen Tagen zu uns.


Die Kindergartenauffuehrung, Joana strahlt als Sonne, hehe
Ausstellung des Handarbeitskurses


"De donde vengo yo"- Schauspieler des Theaterstuecks

Die Profs

Ja ansonsten gehts rund und raus und weg. Genau, erstens ziehe ich mit Joana am Samstag um. Nach langem hin und her und grosser Rechtfertigung und einer guten Argumentation haben wir es doch geschafft, das "Ja" zu bekommen. Es ist nicht so, dass ich mich unwohl fuehle hier. Ganz im Gegenteil, die Familie ist wirklich nett, wir haben nicht wirklich viel miteinander zutun, was ich aber ganz angenehm finde, denn ich wollte nicht dieses Familienleben mit gemeinsamen Ausfluegen oder aehnliches. Deswegen war es wirklich perfekt. Wir leben sehr eigenstaendig. Aber wir ziehen um, weil es eine bessere Lage ist. Und zwar in die Candelaria, also der Altstadtteil, in dem alles noch im Kolonialstil erhalten ist, wo es einfach mal keine Strasse mit 16 Spuren vor der Tuer gibt, wo man eher das Gefuehl hat, in einer kleiner Stadt zu wohnen, wo wir Leute schon kennen, die man auf der Strasse trifft, wo alles irgendwie in der Naehe ist: Theater, Kino, Konzerte, Ausstellungen, Workshops.....Alles, ausser unsere Arbeit. Tja das ist der einzige Nachteil, denn der Fahrtweg zur Arbeit wird sich maechtig verlaengern. Dafuer andere Wege verkuerzen. Ich hoffe, das gleicht sich aus. Wir verbringen den meisten Teil unserer Freizeit sowieso da. Wir werden in so eine Art WG ziehen, wo Leute staendig ein- und ausziehen. Man hat sein eigenes Zimmer, teilt sich aber Kueche und Bad. Komisch was, dass wir nicht viel mehr bezahlen als jetzt, obwohl wir in der Gegend wohnen, die am schoensten ist und wo es alle Backpackerhostels gibt. Noch ein weiterer Grund, warum wir ausziehen. Mehr Qualitaet und bessere Lage fuers gleiche Geld.
Naja deswegen muss jetzt alles organisiert werden mit den Moebeln und den Sachen packen und alles. Dann sind wir erst einmal nur eine Woche da, denn dann fliege ich schon an die Karibikkueste fuer 3 Wochen. Fragt mich nicht, was unser Plan ist, das koennen wir ja dann immernoch entscheiden, wenn wir da sind oder? :) Es wird auf jeden Fall viel Strand, Palmen, Fisch, Rum, Haengematten und jede Menge zu erkunden geben. Plan ist, uns dort mit andern Freiwilligen aus Kolumbien zu treffen, wer weiss ob das aber was wird und Freunde von hier aus Bogotá, die von der Kueste kommen, wollten wir auch besuchen. Sonst schlagen wir uns mit Couchsurfing, Haengematten und Strandnaechtigungen unterm Sternenhimmel durch. Um Weihnachten rum, wird es naemlich ne Menge Touristen dort geben und die Preise werden in unendliche Hoehen geben. So jedenfalls ist der bisherige Plan.

Ich werde ausserdem hier auch meinen Zwischenbericht veroeffentlichen, den wir alle 3 Monate fuer unsere Organisation schreiben muessen. Eigentlich gibt es darin nicht viel Neues zu lesen, weil ich in den bisherigen Blogeintraegen schon alles sehr viel genauer berichtet habe..ist aber vielleicht nochmal ne schoene Zusammenfassung.

Also euch eine schoene Weihnacht mit Schnee und Tannenbaum und ne knallige Silvesterfete,
bis Januar mit Urlaubsimpressionen,
eure Janka