Dienstag, 7. Mai 2013

Zwischen Alltag und Wueste


Es wird mal wieder dringend Zeit...Ich habe das Gefuehl, sie rennt immer schneller. Ich denke schon viel oefter an Deutschland, kaufe sogar schon das ein oder andere Mitbringsel und versuche, noch so viel wie moeglich von Kolumbien zu sehen und Wochenendausfluege zu machen, verrueckt oder? Aber vier Monate vergehen so schnell... Ich fuehle mich immer wohler hier und geniesse jeden Moment. 

Plaza Bolivar-auf dem Weg von der Arbeit


Das hat sicherlich auch mit der Arbeit zu tun. Endlich hat dieses ewige hin- und herrotieren ein Ende. Wir haben jetzt einen festen Tagesplan, der bis zum Schluss so bleibt. Ich konnte mich auch mit den Putzaufgaben anfreunden und finde es sogar einen ganz guten Ausgleich- manchmal. Mit den Kuechenfrauen arbeiten wir zusammen, wir sind wie ein Team und nehmen ihnen Aufgaben ab und sie uns. Wir arbeiten nicht gegeneinander, obwohl es sich um nicht so angenehme Sachen handelt. Aber ich bewundere sie einfach, weil es wirklich nicht die Traumarbeit, wirklich hart und viel ist und der Lohn wahrscheinlich auch nicht berauschend ist und sie trotzdem mit viel Freude und Liebe ihre Arbeit machen und immer froehlich sind. -Manchmal muss man eben das Beste aus den Situationen machen!

Montags in der Kueche mit der Mega-Yuca


Ich bin jetzt am Morgen immer in einem PAES Kurs. Momentan in Kunst. Letzen Montag habe ich fuer die Kinder ein gesundes Fruehstueck vorbereitet. Jeder hat sein Lieblingsobst mitgebracht und ich noch zusaetzliches, Naturjogurt, Honig, Haferflocken, Rosinen und Kokosflocken. Dann haben wir zusammen das Obst mit allen Sinnen erkundet. Und zum Schluss alles klein geschnitten und ein wunderbares Muesli gegessen. Das kennt man hier naemlich nicht so und die Kinder essen morgens (wenn ueberhaupt) nur Suesskram oder Ei. Ich fand es gut einfach mal eine Alternative aufzuzeigen ohne den Zeigefinger zu heben.







Ein glueckliches Kind beim Muesli essen :)

Dann machen wir den Essensraum sauber und den Park, bzw. das Stueck Land mit einem kleinen Spielplatz darauf, der immer mit viel Muell, Scherben und Hundekot verschmutzt ist. Danach helfen wir in der Hausaufgabenbetreuung und dann geht einer mithelfen in der Kueche und die anderen beiden machen die Geschenke fuer die Kindergartenkinder, die sie zu ihrem Geburtstag bekommen. Mit drei Jahren bekommen sie einen Ball, mit vier eine kleine Puppe, mit fuenf kleine Tierchen und mit sechs eine gehaekelte Tasche. Wir haben 62 Kinder. Da gibt es viel zu tun und wir sind am stricken, haekeln und naehen. Mir macht das richtig Spass muss ich sagen. Liebe Oma, bist du stolz auf mich? :)
Nach dem Mittag machen wir wieder den Essensraum sauber, einer bleibt um ihn noch zu wischen und die Anderen gehen in die Schlafwache. Danach setzen wir uns wieder an die Geschenke oder machen andere Sachen, die so anstehen oder bleiben im Kindergarten. Dann waschen wir noch Glaeser oder Tassen  von ca. 120 Kindern ab und schon ist um 16.30 Arbeitsschluss.
Ich bin jetzt zufrieden damit und hab mich damit abgefunden, nicht unbedingt voll eingebunden zu werden und  eigene Projekte zu machen. Es liegt jetzt eher an jedem einzelnen wie er das umsetzt. So war ich z.B. mit dem Fruehstueck voll zufrieden und werde versuchen soetwas oefters zu realisieren. Manchmal koennen wir auch Vertretungsstunden geben, da muss man sich immer schnell was einfallen lassen. Aber Origami und Armbaender knuepfen kommt immer gut.

Am 1. Mai war ich Baeume pflanzen und mit Helmut, dem Gruender der Corporacion auch schon auf seiner Bio-Finca. Auch auf einem kleinen Festival mitten in der Natur mit tollen Menschen, Familien, Workshops wie Yoga, Tanz, Traumfaenger basteln.... war ich. Man muss sich nur aufraffen. Naechstes Wochenende ist wieder ein verlaengertes. Da wollen wir auch wegfahren. Bogota und die Candelaria (wo ich wohne) ist schoen, aber auch eben nur Stadt und langsam ist es auch immer das gleiche...also raus und weg, lautet die Devise!

Baume pflanzen
Idylle auf der Finca
Picknick mit Suppe zuhause auf dem Boden

Ich will noch schnell ein wenig ueber den Urlaub ueber Ostern berichten, aber lieber wieder Fotos sprechen lassen. Wir hatten also eine Woche frei und ich fuhr mit Joana und einer anderen Freiwilligen zunaechst in die Tatacoa Wueste im Departamento Huila. Es handelt sich dabei um eine 330 Quadratkilometer grosse Trockensavanne. Es regnet so gut wie nie und sie besteht aus welligem, rot, ocker und grau gefaerbtem Land, in dem sich bis zu 20 Meter tiefe Canyons befinden. Sandsteinkliffs, Erosionsfalten und riesige Kakteen bauen sich bei bis zu 50 Grad in der Mittagssonne vor einem auf. Es gibt am Anfang der Wueste einen Hauptweg, an dem sich eine Sternwarte und mehrer kleine Schlafstaetten befinden. Dort bekommt man auch Essen und Wasser. Wir haben eine Jeeptour gemacht und sind abends noch zu einem Schwimmbad gelaufen mit Thermalwasser von dort. Mittags konnte man nur in der Haengematte liegen und schlafen. Alles andere waere zu anstregend gewesen.















Ein Schwimmbad mitten in der Wueste...eine Fata Morgana??

...nein, wir konnten sogar drin baden!

Trocken, trocken, trocken!

Ein suessen Paerchen!

...die beiden auch!

Ein frischer Windzug.

Einbruch der Nacht


Daemmerung




Wir blieben nur zwei Tage in der Wueste und dann ging es weiter sechs Stunden nach San Augustin. Dort waren mal wieder andere Freiwillige von uns unterwegs und so verbrachten wir die Tage miteinander. San Augustin und seine Umgebung gilt seit 1995 als UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der bedeutesten und geheimnisvollsten archaeologischen Fundstaetten des Kontinents. An den Berghaengen gruener Huegel am Rio Magdalena bestand in vorkolumbianischer Zeit eine indigene Zivilisation, die San Augustin als Zeremoniestaette nutzte und mind. 300 teilweise riesige aus Lavastein und Basalt gehauene Statuen sowie Grabanlagen und Erdwaelle schuf. Es gibt mehrere Archaeologische Parques, in denen man die Figuren betrachten kann. Auch die kleine Stadt ist sehenswert und die Natur herum sowieso. So machten wir eine Jeeptour, besuchten eine Panela-Fabrik (also das Produkt, was man aus Zuckerrohr herstellt),mehrere Wasserfaelle und die schmalste Stelle des riesigen Flusses Magdalena und  Hauptader Kolumbiens. Auch ritten wir im Galopp ueber Stock und Stein und ich habe richtig gefallen an dieser Sportart gefunden. Am meisten genoss ich es aber auf unserer schoenen Finca stundenlang das tolle Fruehstueck mit den anderen Freiwilligen zu geniessen und zu quatschen. Es tut gut, mit Menschen Erfahrungen teilen zu koennen.


Die Graeber







El doble Yo-Das doppelte "Ich"






Unkolumbianisches Fruehstueck

Die schmalste Stelle des Rio Magdalena


In der Panela-Fabrik
Fertige Panela-Bloecke



Die Maedels


Gute Aussichten


Vor dem Reitausflug


Die Finca mit den Cabañas


Klohaeuschen

Kueche

Schlafplatz
Dorm

Gedanken an die Zukunft beschaeftigen mich immer mehr, aber das haelt mich nicht davon ab, diese Zeit hier, die ich habe, auszukosten. Ich wuensche euch allen einen schoenen Fruehling!
Abrazos aus Bogotà
Eure Janka